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Veranstaltung:

2025 DFA Winter-Tagung | Kunsthalle Erfurt

Datum:

06-07.12.2025

Stadt:

Erfurt

Addresse:

Fischmarkt 7, 99084 Erfurt

2025 DFA Winter-Tagung | Kunsthalle Erfurt

Die Deutsche Fotografische Akademie (DFA) veranstaltet ihre Wintertagung am 6.–7. Dezember in der Kunsthalle Erfurt. Susanne Knorr stellt die Arbeit der Kunsthalle vor; Andrzej Steinbach bietet einen Vorab-Rundgang zu seiner am 12.12. eröffnenden Ausstellung. Beiträge kommen u. a. von Christoph Tannert („Künstlerische Fotografie und Subkultur im Beitrittsgebiet“), Thomas Gust zu Thomas Hoepkers Farbfotografien aus der DDR (1972–1990) und der Erfurter Fotografin Nora Klein. Vorgesehen sind zudem Portfoliowalk, Büchertisch und eine Stadtführung mit Fotografie-Schwerpunkt.

Tagungsort

Kunsthalle Erfurt

Programm

Samstag, 6.12.

09:30 - 10:00 Ankommen
10:00 - 10:30 Begrüßung und Vorstellung Büchertisch, Wahl des Künstlerischen Beirats
10:30 - 11:00 Bertram Kober
11:00 - 12:00 Susanne Knorr (Gastvortrag)
12:00 - 12:30 Boris Eldagsen

12:30 - 15:00 Mittagspause | Büchertisch
mit 13:15 - 14:15 Stadtführung

15:00 - 16:00 Nora Klein (Gastvortrag)
16:00 - 16:30 Kaffeepause | Büchertisch
16:30 - 17:30 Christoph Tannert (Gastvortrag)
17.30 - 18:00 Thomas Gust
18:00 Umtrunk mit Worten des Präsidiums | Büchertisch

Sonntag, 7.12.

09:30 - 10:00 Ankommen
10:00 - 11:00 Sebastian Bühler (Gastvortrag)
11:00 - 12:30 Austauschrunde und Portfoliowalk

12:30 - 14:00 Mittagspause | Büchertisch

14:00 - 14:45 Nina Röder + Ingo Taubhorn
14:45 - 15:15 Sabine Schründer
15:15 - 15:45 Kaffeepause | Büchertisch
15:45 -16:15 Göran Gnaudschun
16:15 - 17:00 Abschluss

Alle Vorträge sind öffentlich und kostenlos. Weitere Informationen folgen in Kürze!

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Präsentationen

Bertram Kober

"Es geht seinen Gang", eine Mediencollage

"Der Realismus des Romans und der dokumentarische Gestus der Fotografien ergänzen einander in vortrefflicher, streckenweise überaus suggestiver Weise, sodass man beinahe vergisst, dass sie zeitversetzt und gänzlich unabhängig voneinander entstanden sind. Beiden wird durch die Beigabe des anderen etwas hinzugefügt, ohne dass sie ihre Eigenständigkeit verlören. Die nüchterne, aber durchaus detaillierte Beiläufigkeit, mit der Loest seine Schauplätze schildert, mutet durchaus fotografisch an. Stellenweise verschmelzen die Texte geradezu mit den unprätentiösen, den Charakter der Orte und ihrer Bewohner treffend erfassenden Fotografien. Die Bilder wiederum unterstützen den im realistischen Duktus des Autors angelegten engen Bezug des Textes zur historischen Wirklichkeit Leipzigs in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre. Umgekehrt verleihen die Romanauszüge den Fotografien den Charakter von Szenenbildern, die dargestellten Personen werden gewissermaßen zu Figuren des Romans."

aus der Einführung zur Publikation von Phillip Freytag, Museum der Bildenden Künste Leipzig

Bertram Kober
1961 in Leipzig geboren, 1982 -1987 Studium Fotografie, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Professorin Evelyn Richter und ArnoFischer, 1990 Zusatzstudium Kommunikationsdesign Gesamthochschule Essen bei Professorin Angela Neuke, seit1990 Tätigkeit als freiberuflicher Fotograf

1990 Mitbegründer der Fotografenagentur Punctum Leipzig
1997 Kodak Fotokalender-Preis,
2003 Berufung in die Deutsche Fotografische Akademie
2005-2007 Dozent für Fotografie an der fas - Fotoschule am Schiffbauerdamm Berlin
2007-2023 Dozent für Fotografie an der Neuen Schule für Fotografie Berlin
2011 "Best photograph of the 54th International Art Exhibition” der Biennale Venedig
2013 Anerkennungspreis "Architekturbild" Europäischer Architekturfotografie-Preis Frankfurt am Main

Kober Strasse des 18 Oktober
Bertram Kober | Strasse des 18. Oktober

Susanne Knorr

OUTPUT – INPUT

Thüringen/Erfurt: Ein kursorischer Blick auf Wirken und Wirkkraft

Vor über hundert Jahren wurde die GDL in Eisenach gegründet. Heute tagt die DFA mitten in Thüringen, in der Kunsthalle Erfurt. Der Vortrag fragt räumlich gefasst nach fotografischem Output und Input: nach Fotograf:innen, die hier geboren wurden oder gearbeitet haben, und nach Ausstellungen, Lehrtätigkeiten und institutionellen Spuren des Mediums in Thüringen und Erfurt. Ein kursorischer Blick auf Wirken und Wirkkraft, auf einen Bildraum, in dem regionale Verortung und überregionale Fotogeschichte produktiv ineinandergreifen.

Susanne Knorr (*1969 in Magdeburg): Studium der Kunstgeschichte, Germanistischen Literaturwissenschaft und Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Aix-en-Provence und Montpellier (MA), 2007–2012 als freiberufliche Kunsthistorikerin u. a. für die Klassik Stiftung Weimar und die Kunstmuseen Erfurt tätig, seit 2012 Kuratorin Kunstmuseen Erfurt, seit 2020 Kuratorin der Kunsthalle Erfurt, 2018–2022 Lehrauftrag Kunstgeschichte, Universität Erfurt, Vorsitzende des Erfurter Kunstvereins, Veröffentlichungen zur modernen und zeitgenössischen Kunst.

Bauhaus_Lucia-Moholy-Teekugeln von Josef Knau, Bauhaus Weimar
Josef Knau | Lucia-Moholy-Teekugeln

Boris Eldagsen

RIVALEN – Promptografie vs. Fotografie.

Seit 2023 trägt Boris in Vorträgen und Diskussion dazu bei, das Verhältnis zwischen Fotografie und KI-generierten Bildern (Promptografie“) zu klären. Bislang tat er dies vor allem als Keynote-Speaker – seit 2025 jedoch auch als Kurator und als Künstler. In diesem Jahr kuratierte Boris zwei Ausstellungen zu diesem Thema: Im März „RIVALEN“ für den European Month of Photography in Berlin und im September „PSYCHOPOMP!“ als Eröffnungsausstellung des neuen Roger Ballen Centre for Photography in Johannesburg. Im November folgte im Fotomuseum La Chambre in Strasbourg seine Einzelausstellung „Hauntology for Beginners“, in der er sich erstmals als Künstler selbst mit dem Unterschied zwischen Fotografie und Promptografie auseinandersetzte. Sein Vortrag zeigt anhand dieser drei Ausstellungen auf, welches Alleinstellungsmerkmal Fotografie im Zeitalter der KI behält – und welche spezifische Stärke generative Bilder entwickeln können.

Boris Eldagsen (*1970) studierte Bildende Kunst und Philosophie in Köln, Mainz, Prag und Hyderabad.

Seit 2000 wird seine Foto- und Medienkunst in internationalen Institutionen und Festivals gezeigt und ausgezeichnet, darunter CCP Melbourne, ACP Sydney, EMAF Osnabrück, Edinburgh Art Festival, FORMAT Derby, Noorderlicht Groningen, Chobi Mela Dhaka, Pingyao Festival, SIPF Singapore, Kochi-Muziris Biennale, die Biennale Le Havre, ELEKTRA Digital Art Biennial Montréal und Biennale of Electronic Arts Perth.

Boris zählt zu den international anerkannten Experten für KI-generierte Bilder. Seine Absage der Sony World Photo Awards im April 2023 löste eine weltweite Debatte über die Beziehung zwischen Fotografie und KI-generierten Bildern aus. Er war der “Posterboy der KI-Debatte” (SZ) und sein Bild “PSEUDOMNESIA | The Electrician“ wurde als “the picture that stopped the world“ (The Guardian) Symbolbild einer neuen Ära.

Seit 2004 unterrichtete er als Lehrbeauftragter an internationalen Kunstakademien wie dem VCA und PSC Melbourne, der Kunsthochschule Mainz und der Filmakademie Ludwigsburg. Er hat weltweit Workshops und Präsentationen für über 40 Hochschulen gehalten. Als einer der ersten bot er Workshops zu KI-generierten Bildern an und hat seitdem unzähligen Kreativen das nötige KI-Wissen beigebracht. Momentan lehrt er „AI for Creatives“ an der LABASAD - Barcelona School for Art & Design.

Für den Fotorat produziert er zusammen mit Dr. Jürgen Scriba einen monatlichen KI-Podcast.

2025 war er Jurymitglied des Ars Electronica Award in Linz und kuratierte die KI-Gruppenausstellung „PSYCHOPOMP!“ zur Eröffnung des Roger Ballen Centre for Photography in Johannesburg / Südafrika.

Eldagsen lebt und arbeitet in Berlin.

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Boris Eldagsen | „THIS IS NOT PHOTOGRAPHY | Trap (Part I)”, promptography, 2025

Nora Klein

Wer bist du, Tod?

Es gibt nur eine einzige Gewissheit, die wir haben: Alles, was lebt, wird sterben. Der Tod ist das immer gleiche Ergebnis nach egal welchem Leben. Niemand kann behaupten, er habe nichts gewusst. Warum können wir so schlecht darüber reden?

Über mehrere Jahre hinweg haben die Autorin Sonja Hartwig und die Fotografin Nora Klein Menschen im Sterben begleitet – und mit ihnen geredet. Aus diesen Begegnungen ist ein gleichermaßen wort- wie bildgewaltiges Buch entstanden, das im Mai 2025 bei Hartmann Books in Stuttgart erschienen ist. Es sind in erster Linie die Sterbenden selbst, die zurück- und vorausblicken, die reflektieren und eben das sagen, was ihnen in der Konfrontation mit dem Tod noch wichtig erscheint.

Nora Klein ist Dokumentar- und Porträtfotografin. Sie arbeitet im Auftrag von Zeitungen und Magazinen wie "Der Spiegel", "Stern " und "Die Zeit". In ihren Langzeitprojekten erzählt sie mit dokumentarischen Mitteln und empathischem Blick Geschichten, die sonst oft unsichtbar bleiben – emotionale, gesellschaftliche und zwischenmenschliche Zustände, die sich schwer in Worte fassen lassen.

Ihr Bild-Text-Band "Mal gut, mehr schlecht" (Hatje Cantz) erforscht die Gefühlswelt depressiver Menschen und wurde von der Stiftung Buchkunst für die Auswahl „Die Schönsten Deutschen Bücher 2017“ nominiert. Das Projekt präsentierte sie über sechs Jahre hinweg bundesweit in Ausstellungen und Vorträgen – gemeinsam mit einer Betroffenen. 2025 erschien bei Hartmann Books ihr zweiter Bild-Text-Band "Wer bist du, Tod?". Darin begleitet sie acht Menschen in ihrer letzten Lebensphase – ein Appell gegen die Sprachlosigkeit und für einen natürlichen Umgang mit dem Lebensende.

Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Das fotografische Erzählen erlernte sie im Studium des Fotojournalismus und der Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover sowie an der Danish School of Media and Journalism in Aarhus. Nora Klein lebt und arbeitet in Erfurt.

https://noraklein.de/
https://wer-bist-du-tod.de/
https://malgutmehrschlecht.de

Wer bist du, Tod? Nora Klein
Nora Klein| Wer bist du, Tod?

Christoph Tannert

Künstlerische Fotografie und Subkultur im Beitrittsgebiet

Die Fotografie in der DDR ist reich an Strömungen und seltsamen Individuen. Im Verbund von Künstler_innen verschiedener Disziplinen entwickelten sich seit ca. 1980 Strömungen einer „andere Fotografie in der DDR“, einer „Fotografie von unten“, die gebunden war an subkulturelle Entwicklungen einer Kunst mit Fotografie.

Auch über 35 Jahre nach dem Mauerfall existiert keine zusammenhängende Darstellung dieses Phänomens. In Einzelfällen liegen lediglich begleitende Publikationen zu Einzelausstellungen vor. Was kann über diese Nonkonformisten berichtet werden? Wovon sprechen ihre Bilder?

Versuch einer Rekonstruktion.

Kurator und Autor.
Geboren 1955 in Leipzig, lebt seit 1976 in Berlin.

1976-1981 Studium der Kunstwissenschaft und der Klassischen Archäologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Abschluss mit dem Diplom.
1981-1984 Sekretär der ZAG Junge Künstler beim Zentralvorstand des Verbandes Bildender Künstler der DDR (VBK-DDR).
1984 fristlose Entlassung wegen Engagements für junge, nonkonforme Kunst.
1984-1991 freiberuflich tätig als Kritiker und Organisator von Ausstellungen in Ost-Berlin und Osteuropa sowie Herausgeber von Künstlerbüchern, Flugschriften und Tonträgern im Eigenverlag URSUS Press.
Seit 1991 Projektleiter Bildende Kunst, von 2000-2024 auch Künstlerischer Geschäftsführer der Künstlerhaus Bethanien GmbH und Mitherausgeber des BE-Magazins.

Kurator zahlreicher Ausstellungen und Autor diverser Veröffentlichungen in Kunstkatalogen und in der Fachpresse seit 1981.
Reviewer @ FotoFest Houston, FotoFest Beijing, Portfolio Review Moscow.
Mitglied des Redaktionsbeirats der EUROPEAN PHOTOGRAPHY.

Christoph Sandig, Fahrversuch Gestell
Christoph Sandig | Fahrversuch Gestell

Thomas Gust

(Galerie und Verlag Buchkunst Berlin)

Thomas Hoepker: DDR / East Germany – Colour Works 1972–1990

In den Kodachrome-Farben des Magnum-Fotografen Thomas Hoepker wird die DDR auf eindrucksvolle Weise neu erlebbar! Der Bildband präsentiert 145 Fotografien, von denen viele erstmals veröffentlicht werden, und gewährt einen tiefen Einblick in das Leben im „anderen Deutschland“. Wolf Biermann, der vielfach ausgezeichnete Lyriker und Liedermacher, bereichert das Werk mit einem Essay, der die Fotografien in einen historischen Kontext einordnet.

Kein Land hat Thomas Hoepker so intensiv besucht und fotografiert wie die ehemalige DDR. 1974 wurde ihm als erstem westdeutschen Fotografen offiziell gestattet, in der DDR zu fotografieren. Er zog nach Ost-Berlin und bereiste von dort aus das gesamte Land. Bis 1976 berichtete er für das Stern-Magazin aus Ost-Berlin.Seine Farbfotografien, die ab Anfang der 1970er Jahre entstehen und bis ins Jahr 1990 reichen, beschreiben mit Empathie, Verständnis und dem unverwechselbaren Humor Hoepkers das Leben in der DDR. Er dokumentiert die leuchtenden Staatsparaden vor geschmückten Plattenbauten ebenso wie die zerfallenden Altstädte. Er nimmt uns mit auf den sozialistischen Schaufensterbummel und zum täglichen Fahnenappell. Künstlerinnen wie Katharina Thalbach und Wolf Biermann werden von ihm porträtiert, ebenso der Alltag der Kohlemänner in den rußbedeckten Hinterhöfen des Prenzlauer Berges und der Landarbeiterinnen auf den Feldern Thüringens.

Hoepker zeigt die DDR in ihrer eigenen Farbigkeit und gelingt es, ein alternatives Bild des Landes und seiner Bewohnerinnen zu vermitteln sowie die offiziellen Darstellungen der Staatspropaganda, die das Monopol auf Farbfotografie innehatte, zu hinterfragen. Seine einprägsamen Bilder von den historischen Umbrüchen der Wendezeit, machen Thomas Hoepker zu einem Chronisten des Verschwindens der DDR aus der Geschichte. Manche der Aufnahmen von 1990 scheinen eine tiefere Wahrheit von der Zukunft des Landes in sich zu tragen.

Bislang war nur ein kleiner Teil der Aufnahmen von Thomas Hoepker aus der ehemaligen DDR bekannt. Der Vortrag beschreibt die Entdeckung der umfangreichen Serien im Archiv von Thomas Hoepker in Southampton, sowie deren historische Einordnung. Auch die starke, teilweise absurde Überwachung des Journalistenpaares Eva Windmöller und Thomas Hoepker durch die Staatssicherheit, während ihrer Korrespondententätigkeit und Lebens für das Stern-Magazin von 1974–1976 in der DDR und Ostberlin, wird im Vortrag gezeigt. Weiterführend wird der Prozess der Auswahl und Erstellung eines Bildbandes für den internationalen Buchhandel beschrieben.

Der Vortrag wird durch eine umfangreiche Auswahl an Bildern Thomas Hoepkers aus der DDR, aber auch Abbildungen wie den originalen Stern-Doppelseiten und Stasi-Akten ergänzt. Der Spagat zwischen staatlichen Verboten, Themen und Layout der Printmedien und Thomas Hoepkers eigener künstlerischen Auffassung von Fotografie lässt eine eigenständige Autorenfotografie entstehen, welche sich durch den Einsatz der Farbe und einer emphatischen, oft auch humorvollen Haltung der klassischen Dokumentarfotografie entziehen. Die Fotografien Thomas Hoepkers des Lebens in der DDR aus drei Jahrzehnten sind in ihrem Umfang, der künstlerischen Qualität und dem Erkenntnisgewinn, der in den Aufnahmen liegt, ein einzigartiger Glücksfall.

THOMAS HOEPKER
Thomas Hoepker | DDR / EAST GERMANY COLOUR WORKS 1972–1990

Sebastian Bühler

Toxic Aesthetic 2022 -2025

In der Werkreihe Toxic Aesthetics nimmt Sebastian Bühler uns mit auf eine Reise nach Südosteuropa. Seit 2022 bereiste er dafür fünf Länder: Bosnien und Herzegowina, Serbien, den Kosovo, Nordmazedonien und Bulgarien.

Die Ästhetik seiner Arbeiten überwältigt: Leuchtende Farben, starke Kontraste und filigrane Strukturen ziehen an – bis sichtbar wird, dass diese Schönheit auf realen Spuren menschlicher Eingriffe in die Natur beruht. Bühlers Bilder zeigen Zerstörungen der Umwelt, Abraum und giftige Nebenprodukte von Energiegewinnung und Rohstoffabbau, die in Erde, Wasser und Luft dringen.

Zwischen Kunst- und Dokumentarfotografie bewegend, sucht er keine Effekte; sie entstehen im Vorgefundenen. Sein präziser Blick verwandelt die vergänglichen Spuren und Verletzungen der Landschaft in eindringliche Kompositionen, in denen Maschinen, Narben und Unrat eine eigenständige, kraftvolle Bildsprache entwickeln.

*1984 in Augsburg
B.A. Fotodesign Hochschule München

Die Arbeiten von Sebastian Bühler bewegen sich im Feld der künstlerischen Fotografie. Im Mittelpunkt steht die Sichtbarmachung von Spuren des Wandels – Orte im Umbruch, deren fragile, oft übersehene Schönheit er mit großer Sensibilität einfängt. Ihn interessiert, wie sich aus realen Landschaften oder Situationen etwas Abstraktes formen lässt, das über die reine Abbildung hinausgeht und Fragen nach Wahrnehmung, Veränderung und Vergänglichkeit stellt.

Sebastian Bühler lebt und arbeitet in Augsburg. Aufgewachsen in den 1990er-Jahren prägte ihn früh die Hip-Hop-Kultur, deren kreative Energie ihn Anfang der 2000er zur Fotografie führte. Er studierte Fotodesign an der Hochschule München. Seine Arbeiten wurden unter anderem in Belfast, Siena, Triest, München und Berlin gezeigt.

/www.sebastianbuehler.de/
www.instagram.com/sebastian_buehler_photography/

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Sebastian Bühler | Toxic Aesthetics

Nina Röder & Ingo Taubhorn

Mit Röder und Taubhorn finden sich zwei fotografische Positionen, die sich an den Schnittstellen von Identität, familialen Strukturen und performativer Selbstverortung begegnen. Beide Künstler*innen haben Werkserien entwickelt, die ihre Mütter als zentrale Figuren verhandeln und mittels inszenierter Fotografie Fragen von familiärer Genealogie, Erinnerungspolitik und intergenerationaler Übertragung sichtbar machen. Ihre Arbeiten situieren persönliche Biografien in erweiterten gesellschaftlichen Kontexten und verbinden autobiografische Impulse mit performativen Strategien, Rollenspiel, Kostümierung und Momenten des Absurden.

Aus diesem gemeinsamen Interesse heraus haben sich Röder und Taubhorn entschlossen, ihre Positionen in einem gemeinsamen Ausstellungsvorhaben zusammenzuführen. Die gemeinsame Präsentation ihrer Arbeiten soll einen produktiven Dialog zwischen zwei unterschiedlichen, aber komplementären ästhetischen Handschriften erzeigen. Eine parallele Betrachtung ermöglicht eine wechselseitige Schärfung ihrer Themen: Während sich Unterschiede in Generation, Perspektive und formaler Umsetzung sichtbar entfalten, verstärken sich zugleich die übergeordneten Fragestellungen nach Identität, familiären Rollenbildern und der performativen Inszenierung des Privaten. So entsteht ein Resonanzraum, in dem die individuellen Erzählungen beider Künstler*innen neue Bedeutungsdimensionen gewinnen.

Ingo Taubhorn

Seit den Anfängen seiner Leidenschaft für dieses außergewöhnliche Medium setzt sich Ingo Taubhorn intensiv mit der Rezeption von Fotografie auseinander – als Ausstellungskurator, Publizist und Vermittler. Im Laufe seiner Tätigkeit als Kurator des Hauses der Photographie der Deichtorhallen Hamburg betreute er zahlreiche Präsentationen internationaler Künstler*innen. Doch im Zentrum dieser Biografie steht vor allem seine eigene künstlerische Entwicklung und Produktion.

In seinen fotografischen Arbeiten untersucht Taubhorn grundlegende Fragen des Menschseins: die Bedeutung von Familie in seinem Leben, die Darstellung männlicher

Freunde in ihren privaten Räumen, die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und seinem Verhältnis zum eigenen Körper sowie die Welt als eine Abfolge von Bildern. Mitunter tut er dies in enger Kooperation mit seiner Mutter – etwa wenn er ihre Kleidung trägt und dadurch familiäre Rollenbilder neu interpretiert. Immer sucht er im Persönlichen nach dem Universellen. Sein Blick ist ein engagierter: Er begleitet nicht nur queere Lebensweisen, sondern verhandelt auch soziale Phänomene im Spannungsfeld zwischen Künstler und Betrachter*in. Dabei orientiert er sich an den Gedanken des Philosophen Jean-François Lyotard, der für die Anerkennung und Verteidigung der Einzigartigkeit und Autonomie unterschiedlicher Lebensformen, Orientierungen und Kulturen plädiert. Anstatt deren Versöhnung zu erträumen, stellt Taubhorn ihre Spannungen als wesentlichen Bestandteil einer lebendigen Gesellschaft heraus.

So schließt sich der Kreis zwischen seinem künstlerischen Schaffen und seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Rezeption fotografischer Bilder.

Ingo lebt und arbeitet in Berlin/Deutschland.

Nina Röder

Nina Röder ist bildende Künstlerin, Professorin für Fotografie und arbeitet als freie Kuratorin. Sie studierte Medienkunst und -design an der Bauhaus-Universität in Weimar/Deutschland. Neben ihrer fotografischen Praxis promovierte sie im Bereich der künstlerischen Forschung.

Innerhalb von Ninas künstlerischer Praxis kristallisieren sich zwei thematische Komplexe heraus: Zum einen greift sie auf eine postromantische Sensibilität zurück, in der Natur nicht mehr als unberührtes Ideal erscheint, sondern als Ort der Reflexion und performativen Begegnung — als Möglichkeit, das menschliche Verhältnis zum Naturraum zu erforschen und zugleich auf dessen Fragilität sowie die Dringlichkeit seiner Bewahrung hinzuweisen.

Zum anderen entstehen Serien, die sich mit biografischen Narrativen ihrer Familie auseinandersetzen und explizit nach verborgenen Dynamiken von Identitätsbildung und vererbten Traumata suchen. Dazu gehört die Geschichte ihrer Familie in Böhmen, die bis zu ihrer Vertreibung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im heutigen Tschechien lebte. Die oft absurde oder poetische Atmosphäre ihrer Szenografien vermittelt die Spannung der biografischen Erfahrungen ihrer Figuren, während eine verspielte – oft humorvolle – Herangehensweise eine entscheidende Rolle spielt.

Nina lebt und arbeitet in Berlin/Deutschland.

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Nina Röder | Mums New Hair
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Ingo Taubhorn

Sabine Schründer

Off The Grid

Innerhalb einer performativen Erkundung dynamischer Bedingungen in der Arktis ist das Material für die Video-Lecture-Performance „Off The Grid“ entstanden. Eine Collage aus Bewegtbild, Fotografie, Sound und Text, die sich – ebenso wie der Untersuchungsgegenstand und das Footage – im weiterführenden Prozess der Transformation befindet: Bilder verschieben sich, Klänge überlagern einander, gelesene Texte entziehen sich einer Zuordnung. Eine Struktur entsteht nur im Moment ihres Erscheinens und bricht zugleich wieder auf. Um diesen Prozess erfahrbar zu machen, entsteht die Arbeit im Moment des Vortrags.

Sabine Schründer (*1973) arbeitet seit 1999 als Foto- und Medienkünstlerin in Berlin und lehrt konzeptionelle Fotografie und Bildmedien am Lette Verein. Ihre letzte Einzelausstellung ALL PRECONCEPTIONS COLLAPSE (2025) zeigte Arbeiten aus der gleichnamigen Publikation, erschienen bei Kodoji Press.

www.sabine-schruender.de

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Sabine Schründer | Off The Grid

Göran Gnaudschun

Stimmen, die sich suchen

2018 bis 2024

Am 6. April 2009 um 3:32 Uhr erschütterte ein gewaltiges Erdbeben die italienische Stadt L’Aquila und deren Umland. Besonders tragisch war es in dem in der Peripherie gelegenen Dorf Onna. Von den 300 Einwohnern starben in jener Nacht 40 Menschen. Nur noch ein Trümmerfeld blieb übrig. Bereits während des Zweiten Weltkriegs wurde das Dorf durch eine Katastrophe heimgesucht: Am 11. Juni 1944 verübten Soldaten der deutschen Wehrmacht während ihres Rückzugs ein Massaker und sprengten nahezu ein Drittel aller Gebäude.

Das kleine Dorf Onna ist ein Ort des Schmerzes. Fast jeder hier hat Verluste in der Familie zu beklagen. Es ist nicht leicht, damit zu leben. Ein Erdbeben ist mehr als ein Vibrieren von Steinen, es ist eine Erschütterung des Glaubens an die Grundfestigkeit der Welt und offenbart deren Vorläufigkeit.

Zweimal war das Dorf ein Ruinenfeld. Ich habe historische Bilder gefunden, auf denen das Dorf 1944 aussieht wie 2009. Traumata ziehen sich durch die Zeiten und durch die Familien.
Und die Verletzungen bleiben, seien sie durch Kriegsverbrechen oder Naturkatastrophen erzeugt.

Ich habe das Dorf fotografiert und die Menschen portraitiert: Kinder, Heranwachsende und Ältere. Trauer und Schmerz, aber auch Widerständigkeit und Stärke habe ich in den Gesichtern gefunden. Ich habe Dorflandschaften fotografiert und bin durch historisches Bildmaterial und Privatfotos tief in die Vergangenheit des Ortes eingetaucht. So verbinden sich die übervollen Bilder aus der Vergangenheit mit den Portraits und den ruhigen, menschenleeren Aufnahmen der Gegenwart.

„Stimmen, die sich suchen“ ist eine Arbeit über Erinnerung, über das Vergehen von Zeit, über Schmerz und Verlust, aber auch über die menschliche Fähigkeit, trotz allem das eigene Leben zu leben. Es gibt nur dieses eine. Alles lebt weiter fort, aber das Erdbeben zeigt, wie schnell die Gegenwart in ein Davor und ein Danach zerfallen kann. Ich nehme die Fäden auf und versuche, sie für den Betrachter wieder zusammenzuführen.

Göran Gnaudschun
Göran Gnaudschun | Stimmen, die sich suchen

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