Nina Röder

Über

Als Provinzkind in der fränkischen Kleinstadt Windsbach aufgewachsen. Studium Medienkunst und Design mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Bauhaus-Universität in Weimar. Seit 2017 als Professorin für Fotografie an der University of Europe for Applied Sciences in Hamburg tätig. 2020 Promotion im Bereich der künstlerischen Forschung.

Statement

Mein künstlerischer Schwerpunkt liegt auf fotografischen Arbeiten, welche sublime Strukturen biographischer Narrative verhandeln und Aspekte des Performativen mit dem zeitbasierten Bildraum der Fotografie kombinieren. Die oftmals absurde oder poetische Atmosphäre meiner Szenografien vermittelt die Spannung biographischer Erfahrungen meiner Figuren. In meinen Arbeiten kristallisieren sich zwei Themenkomplexe heraus: Fotografien, die im Naturraum entstanden sind und an Diskurse zum Anthropozän und der Postromantik anschließen und Serien, die sich mit biografischen Narrativen meiner Familie auseinandersetzen. Die Serien über meine Familie suchen explizit nach verborgenen und historischen Mechanismen der Persönlichkeitsentwicklung und vererbten Traumata. Dabei spielt eine skurrile – oft humorvolle Herangehensweise eine entscheidende Rolle. Meine Fotografien im Naturraum verhandeln unterschiedliche Aspekte psychischer Zustände im Zusammenhang mit dem Phänomen des Loslassens von Menschen. Der emotionale oder reale Verlust von Menschen aufgrund von Tod oder Trennung wird in diesen Serien durch die Poetik der Wandinstallationen bildhaft gemacht.

Ausbildung

  • since 2020 | Ph.D. graduate (s.c.l.) in the practice-based Ph.D. programme, Bauhaus University Weimar (DE)
  • 2006 – 2009 | Media Art and Design Studies, Master of Fine Arts (with honors), Bauhaus University Weimar (DE)
  • 2003 – 2006 | Theatre and Media Studies, Bachelor of Arts, University Bayreuth (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • since 2017 | Professor of photography (focus on staged & conceptual photography and exhibition strategies), University of Europe for Applied Sciences (former BTK), Hamburg (DE)
  • 2012 – 2017 | Artistic assistant & lecturer for photography, Faculty Art & Design, Bauhaus University Weimar (DE)

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2020 | Nominee: Stiftungspreis Fotokunst - Collection Klein (DE)
  • 2020 | Nominee: TaylorWessing Photographic Portrait Prize - National Portrait Gallery (GB)
  • 2020 | Winner: Reclaim Award Cologne (DE)
  • 2019 | Nominee: Felix Schoeller Photo Award, Category Conceputal (DE)
  • 2019 | Deutscher Fotobuchpreis - Silver for Bath in Brilliant Green (DE)
  • 2019 | Nominee: International Marianne Brandt Competition (DE)
  • 2019 | Finalist: Open Walls Arles by British Journal of Photography (GB)
  • 2018 | Winner: LensCulture Exposure Awards, Category Single Image (GB)
  • 2018 | Winner: Flash Forward Award, Canada. Category: Female-Identifying Photographers (CA)
  • 2018 | Finalist: Voies Off Award, Arles, France (FR)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • 2023, 2018 | Galerie Burster, Berlin (DE)
  • 2021 | Galerie Eigenheim, Berlin (DE)
  • 2021 | Cité de l'Image, Clervaux (LU)
  • 2020 | National Portrait Gallery, London (UK)
  • 2020 | KUNSTWERK Sammlung Klein, Eberdingen (DE)
  • 2019, 2018 | Athens Photofestival, Athen (GR)
  • 2019 | Galerie Huit, Arles (FR)
  • 2019 | Kunsthalle, Erfurt (DE)
  • 2019 | Format Festival, Derby (UK)
  • 2019 | Loyola University Museum of Art, Chicago (US)
  • 2019 | Thüringische Landesvertretung, Berlin (DE)
  • 2018 | Kunsthalle Harry Graf Kessler, Weimar (DE)
  • 2018 | Aff Galerie, Berlin (DE)

Persönliche Website

https://ninaroeder.de

Arbeiten

Nina Röder | Champagner im Keller (2020)

Nina Röder | Champagner im Keller (2020)

Als meine Großeltern im Jahr 2017 starben, musste meine Familie deren Haus innerhalb einer Woche ausräumen und schließlich verkaufen. Die meisten Habseligkeiten der Großeltern wurden auf die Schnelle willkürlich eingepackt – nur einige Erinnerungsstücke wurden bewusst ausgewählt und in einem Kellerraum im Haus meiner Mutter im bayrischen Windsbach eingelagert. Anfang des Jahres 2020 wurde die Türe dieses Raumes zum ersten Mal wieder geöffnet. Mit einer Ambivalenz aus Verwunderung und Melancholie wurden alle Objekte, Einrichtungsgegenstände und vorallem die Kleidungsstücke der Großmutter begutachtet. In eben diesem Kellerraum haben meine Mutter und ich während des ersten Corona-Lockdowns Portraits, Selbstportraits und Stillleben mit den aufgehobenen Gegenständen für die Kamera inszeniert und so eine Bühne für ein Absurdes Theater geschaffen. Die Serie CHAMPAGNER IM KELLER reiht sich meine Arbeiten über meine Familie ein, in welchen ich Verlust und Trauer auf eine performative und humorvolle Weise begegnet. Die Serie entstand mit freundlicher Unterstüztung von LEICA CAMERA DEUTSCHLAND.

Format:

Foto / Video

Nina Röder | Wenn du gehen musst willst du doch auch bleiben (2018)

Nina Röder | Wenn du gehen musst willst du doch auch bleiben (2018)

Photonews 10/2018 Text von Anna Gripp Ende 2017 wurde das Haus der Großeltern im fränkischen Windsbach geräumt. Eine Entscheidung für die ganze Familie schließlich hatten Franz und Theresia Protschka nach der Flucht aus dem Sudetenland fast sechzig Jahre ihres Lebens hier verbracht. Kinder und Enkel lebten in der Nachbarschaft. Als die Großeltern im Alter von ca. 90 Jahren innerhalb eines Jahres starben, war im Haus alles wie immer. Diese Kriegsgeneration schmiss nichts weg. Möbel, Kleidung, Mode – hier schien die Welt stehen geblieben zu sein. Für die Enkelin und Fotografien Nina Röder, geb. 1983 war dieses Haus nicht nur ein vertrauter Mittelpunkt der Familie, sondern auch passende Bühne für ihre fotografischen Inszenierungen. Bereits 2008 entstand hier ihre Arbeit »Mutters Schuhe« mit Portraittryptichen der drei Frauengenerationen (Großmutter, Mutter, Tochter Nina) Später folgten die Serie »Laura« sowie »m und p«. Und so lag es nahe, zum Abschied von Großeltern und Haus nochmals eine Arbeit zu fotografieren. Der surreal-charmante Titel der Serie stammt von Röders neunjährigem Neffen. Bei den Fotografien wirkten mit: Mutter Dagmar, Cousine Laura und die Fotografin selbst. Wer möchte was als Erinnerung behalten? Welche Dinge werden »entsorgt«? Die Fotografien entstanden während dieses Entscheidungsprozesses kurz vor dem Verkauf des Hauses. Nina Röder schreibt »Diese Arbeit untersucht also nicht nur die ästhetische Pluralität von gesammelten Objekten meiner Großeltern, sondern zeigt mit dem Stilmittel der Absurdität eine mögliche Herangehensweise mit Verlust, Trauer und Erinnerung umzugehen.« Genau diese Mischung von sentimentalem Festhalten und humorvoller Inszenierung macht den Reiz der Serie aus. Nina Röder, die aktuell an der Bauhaus-Univerisät Weimar über performative Strategien in zeitgenössischer Fotografie promoviert und vor ihrem Master Theaterwissenschaften in Bayreuth studierte, schafft es gekonnt, sich von der braven Dokumentation zu lösen, ohne in übertriebenenm Klamauk zu landen. Ihre »Modelle« agieren aus der Situation heraus – sie wollen doch auch bleiben.

Format:

Foto / Video