Über

Ich bin Künstlerin, Fotografin und Dozentin für Fotografie an der Rodchenko Art School in Moskau (2012-2017). Ich bin in Moskau aufgewachsen und habe Fotografie und Theorie und Geschichte der Fotografie an der Universität Duisburg - Essen (heute Folkwang Universität der Künste) in Deutschland studiert. Ich lebe und arbeite in Berlin und Moskau. Zu meinen Ausstellungsprojekten zählen u.a. „Starie Novosti (Old News) auf der Biennale in Venedig (2011), Kunsthaus Baselland (2012) und in Maison Européenne de Photographie, Paris (2014); „Russkie“ in Museum Moderner Kunst in Moskau (2008) Das Projekt „Die Übrigen“ erschien in 2015 bei Hatje Cantz Verlag. Ich bin Ellen-Auerbach-Stipendiatin der Akademie der Künste Berlin (2010).

Statement

Im Mittelpunkt meiner Arbeiten stehen der Mensch und sein Portrait. Meine Projekte basieren auf der dokumentarisch-konzeptuellen Erforschung der Eigenschaften der menschlichen Erinnerung (historisches und kollektives Gedächtnis) und der unterschiedlichen Gemeinschaften der Menschen, die für mich Symbole der Gegenwartsgeschichte und ihre wahre Erscheinung sind. Einen weiteren Schwerpunkt meiner Arbeiten bilden die Prozesse der gegenwärtigen gesellschaftlich-politischer Transformationen.

Ausbildung

  • 1999 - 2004 | Studium der Fotografie und Theorie und Geschichte der Fotografie an der Universität Duisburg – Essen (heute Universität der Künste Folkwang) bei Prof. Joerg Sasse und bei Prof. Dr. Herta Wolf (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • 2012 – 2017 | Lecturer for “Project Photography” at The Rodchenko Moscow School of Photography and Multimedia (Rodchenko Art School) (RU)

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2017 | Arbeitsstipendium des Fachbereichs Kultur des Bezirksamtes Charlottenburg – Wilmersdorf (DE)
  • 2010 | Ellen-Auerbach-Stipendium, Akademie der Künste Berlin (DE)
  • 2007 | IPRN EU Culture 2000 Changing Faces Comission, University of Leiden / Paradox (NL)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • 2018 | Hidegszoba Studio, Hungarian Month of Photography, Budapest (HU)
  • 2014 | Maison Européenne de la Photographie, Paris (FR)
  • 2012 | Kunsthaus Baselland (CH)
  • 2011 | La Biennale di Venezia (a collateral event of the 54 International Art Exhibition), Biblioteca Zenobiana del Temanza, Venice (IT)
  • 2009 | LVR-LandesMuseum Bonn (DE)
  • 2009 | Moscow Museum of Modern Art, Moscow (RU)
  • 2008 | Sala Santa Rita, Rome (IT)
  • 2008 | Neue Galerie im Höhmannhaus, Augsburg (DE)
  • 2007 | Centro per l’arte contemporanea Luigi Pecci, Prato (IT)
  • 2007 | Kunsthalle Lingen, Lingen (DE)
  • 2006 | The State Russian Museum, St. Petersburg (RU)
  • 2006 | Museum Sacharov-Centre, Moscow (RU)

Persönliche Website

http://www.khoroshilova.net

Arbeiten

Anastasia Khoroshilova | Starie Novosti (Old News) (2011)

Anastasia Khoroshilova | Starie Novosti (Old News) (2011)

In der von Tommaso del Temanza stammenden historischen Biblioteca Zenobiana (1777) in Venedig befindet sich die Installation „Starie Novosti“ („Alte Nachrichten“) von Anastasia Khoroshilova. In starkem Kontrast zu dem in lieblichen Pastellfarben gehaltenen Deckenfresko der kostbaren Loggia stehen die neun Fotoleuchtkästen (100x80x17), die formal sowohl an eine Hochhausarchitektur als auch an Militär- oder Expeditionskisten erinnern. Auch die auf diesen angebrachten internationalen Markierungszeichen geben den hier „offensichtlich“ hergebrachten und abgestellten Werken einen Transportcharakter vorübergehender Zeitlichkeit. Fast lebensgroße Frauenporträts in kontrastreicher Farbigkeit zeigen Mütter aus der Kaukasus-Stadt Beslan, die ihre Kinder durch die tragische Geiselnahme der Schule in Beslan in Nordossetien (RF) im September 2004 verloren haben. (von Dr. Jeanette Zwingenberger)

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Foto / Video

Anastasia Khoroshilova | Die Übrigen (2015)

Anastasia Khoroshilova | Die Übrigen (2015)

„Kurz vor der lettischen Küste konnten wir aus den kleinen Fenstern der Propellermaschine Eisschollen auf der Ostsee treiben sehen. Lettland würde ungemütlich werden, das war spätestens jetzt klar. Zum Umkehren aber war es zu spät. Was hatten wir uns bloß dabei gedacht, unsere erste Recherchereise ausgerechnet im Februar anzutreten? Noch dazu in ein Land mit dem Anastasia nicht mehr als eine vage Kindheitserinnerung verband und ich... rein gar nichts. Klar, ich wusste, dass sich hier Deutsche und Russen im Zweiten Weltkrieg erbitterte Kämpfe geliefert hatten bei denen auch mein Großvater ums Leben gekommen war. Und ich wusste, dass sich die Sowjetunion Lettland kurz vor dem zweiten Weltkrieg einverleibt hatte. Aber etwas zu wissen bedeutet nicht zwangsläufig, sich damit auch auseinandergesetzt zu haben. Ich würde gerne behaupten, dass ich schon vor unserer Reise viel über Lettland und seine Bewohner nachgedacht habe. Aber das wäre gelogen. Lettland spielte in meinem Leben keine Rolle. Bis jetzt.“ (Annabel von Gemmingen)

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Foto / Video

Anastasia Khoroshilova | Russkie (2007)

Anastasia Khoroshilova | Russkie (2007)

„...Es ist das Herz einer ganz anderen, erstaunlichen, aber real existierenden Welt am Beginn des 3. Jahrtausends, die die Fotografien Anastasia Khoroshilovas uns offenbaren. Einer Welt jenseits aller medialen Aufgeregtheit, jedes schnellen Massenkonsums, und jeder virtuellen Vernetzungshysterie. Einer Welt, an der die Entwicklungen der Moderne weitgehend vorbei geglitten zu sein scheinen, die sich ihre Authentizität und Seele jedoch gerade aus dieser Inselhaftigkeit heraus bewahrt zu haben scheint... Den Fotos Khoroshilovas ist eine intensive persönliche Annäherung vorausgegangen. Ihr ging es dabei nie nur um das bloße Motiv, oder die Ausschließlichkeit eines spektakulären Reizes des rein Äußerlichen. Vielmehr versuchte sie, mit den von ihr aufgesuchten, oft über Mittelsleute in Kontakt gebrachten Personen ins Gespräch zu kommen, Dialoge aufzubauen, diese Dialoge auf sich und ihr jeweiliges Gegenüber wirken zu lassen, Vertrauen zu gewinnen. Innerhalb dieses Prozesses entstanden niemals ‚Schnappschüsse’ aus dem verbalen Dialog heraus. Insofern ist in allen Fotografien ein inszenatorischer Anteil zur Bildkomposition natürlich vorhanden, aber er ist durchaus gering. Sie bat die Porträtierten an einen Ort ihrer eigenen Umgebung, doch wie sie sich dort postierten, welche Kleidung sie trugen, welche Pose oder welchen Ausdruck sie vermitteln wollten, all dies überließ sie den Personen selbst. (Dr. Thomas Elsen)

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Anastasia Khoroshilova | In Basilicata (2018)

Anastasia Khoroshilova | In Basilicata (2018)

„ Aber erstmal...komme mit! Wir gehen zu Anna. Lass uns hören, wie sie Lieder meiner Kindheit singt. Weißt Du, es sind sehr alte Lieder. Niemand schreibt sie auf... Sie singt sehr schön“, sagt Rocco und führt mich durch seine Heimat, eine Kleinstadt in der italienischen Region Basilicata. Seit Jahrhunderten ringt hier der Mensch gegen und zusammen mit der Natur für seinen Wohnraum, für sein Zuhause. Die Region mit der einzigartigen Calanchi-Landschaft ist Erdrutsch- und Erdbeben gefährdet. Es ist ein Ort, in welchem man evakuierte Geisterstädte und tausend Jahre alten Olivenbäume findet. Hier, in der touristisch und wirtschaftlich wenig erschlossenen, und von der Globalisierung noch unberührten Gegend, lebt man vorwiegend von der Landwirtschaft. In der Mussolini Zeit wurden Andersdenkende nach Basilicata in Verbannung geschickt. Der bekannteste war Carlo Levi, der in seinem Roman „Jesus kam nur bis nach Eboli” die Erinnerungen an diese Zeit niederschrieb. „In Basilicata“, erzählt Rocco, „existieren Katholizismus und Magie nebeneinander.“ Und man spricht hier auch manchmal Deutsch. Im 20 Jahrhundert sind viele aus der Gegend als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen. Rocco ist Autodidakt und führt ein Stadtarchiv: „...denn man soll die Geschichten über sein Zuhause und seine Nachbarn erzählen und festhalten, bevor sie verschwinden...“ In der Nähe der Orte, die ich für die Serie aufsuchte, wurden vor einiger Zeit Italiens vermutlich größte Erdöl- und Erdgasfelder entdeckt.

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