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Veranstaltung:

Guido Mangold: Alles Gute zum 90. Geburtstag!

Stadt:

Ottobrunn

Guido Mangold: Alles Gute zum Geburtstag!

Der 25. November 1963 ist Guido Mangold in guter Erinnerung. Für „Quick“ fotografiert er das Begräbnis von John F. Kennedy in Arlington. Um die Aufnahmen unverzüglich in Deutschland abliefern zu können, sucht er tags zuvor auf dem Friedhof geeignete Standorte, kalkuliert minutiös die Zeit von dort zu Fuß und mit dem Taxi bis zum Flughafen, verlässt am Tag der Beisetzung den Schauplatz, bevor die unzähligen Trauergäste und die 800 Reporter aufbrechen, erreicht den Flieger und ist am nächsten Morgen in der Redaktion. Seine Reportage ist die erste, sie erscheint vor dem Konkurrenten „stern“.

Die Krönung von Schah Reza Pahlewi oder den Empfang von Queen Elizabeth II. auf Schloss Brühl schildert Mangold, der am 26. Januar 2024 90 Jahre alt wird, so lebendig, als hätte er sie gestern erlebt. Und die Geschichten hinter seinen Bildern erzählt er bis heute immer wieder mit Freude und Zufriedenheit. Würde er bei seinen jetzigen Spaziergängen nicht beiläufig auf seinen Rollator verweisen, würde man vergessen, wie alt er ist.

Mangold lebt in seiner Wahlheimat Ottobrunn und er ist einer der großen deutschen Bildjournalisten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1962 wird er Mitglied der GDL (heute DFA). Seine Karriere beginnt um 1960: Damals waren Magazine bedeutsam für die aktuelle Berichterstattung und konkurrierten heftig um das erste Bild. Rund vierzig Jahre ist er für Zeitschriften tätig und hält mit Portraits und Reportagen aus Politik, Gesellschaft und Kultur Zeitgeschichte fest. Das Geheimnis seines Erfolgs waren Disziplin, einfühlsames Beobachten und Wiedergeben sowie die Gabe, Geschichten in Bildern zu packen.

Doch zunächst war die Fotografie mehr Traum als Wirklichkeit: Mit 14 Jahren muss er die Schule verlassen und im elterlichen Bäckereibetrieb eine Lehre absolvieren. Da Geldverdienen in seinem Metier hierzulande schwierig ist, wandert er nach Vancouver aus und arbeitet als Konditor. Seiner Passion für die Fotografie geht er in der Freizeit nach. Ein Sieg bei einem Kodak-Wettbewerb ermutigt ihn nach langem Zweifeln seine Fotografie zu professionalisieren. Inzwischen, 24 Jahre alt, kehrt er zurück nach Deutschland und studiert auf Rat des „fotoform“-Mitgründers Toni Schneiders bei Otto Steinert, heute fraglos einer der einflussreichsten Fotografen der Nachkriegszeit.

Mangolds erste Arbeiten, beispielsweise das mit der Mailänder Goldmedaille prämierte Portrait der Autorin Annette Kolb oder die Reportage über die Raffinerien des prosperierenden Ruhrgebiets, entsprechen dem gestalterischen Sehen des Lehrers Steinert. Auch seine Krankenhausserie ist noch dem grafischen Spiel aus Licht und Schatten verhaftet, doch der Übergang zu einer humanistisch geprägten Bildsprache deutet sich hier an. Die sensible Bildfolge schickt er an „kontraste“. Das vielfach in seiner Relevanz unterschätzte junge katholische Magazin hatte eine Affinität für Fotografie und neues Layout und präsentiert zur Freude Mangolds den ganzen Essay und fächert ihn auf vereinnahmenden Doppelseiten auf. Die gelungene Aufmachung füllt nicht nur kurzfristig seine klamme Kasse, sondern weit wichtiger, sie macht den Layouter Willy Fleckhaus auf ihn aufmerksam. Er engagiert ihn für „Quick“ und Mangolds Laufbahn gewinnt an Fahrt und beschert ihm internationale Anerkennung.

Bald folgen Aufträge für das provokante Blatt „twen“, dessen freizügige Aktaufnahmen junger Frauen den Geist der Studentenbewegung widerspiegeln. Die Fotografien von Uschi Obermaier im durchscheinenden T-Shirt am Strand von Kamerun machen die Kommunardin über Nacht berühmt und Mangold als ihren Entdecker „unsterblich“.

Außer „Quick“ werden „stern“, „Eltern“, „Jasmin“ und „Playboy“ wichtige Auftraggeber. 1976 kommen „Geo“ und „Merian“ dazu, für die er 70 Reportagen und zahlreiche Bücher erstellt. Wichtig ist Mangold von Beginn an die Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst. Dabei portraitiert er die Künstler nicht nur, sondern studiert ihre jeweiligen Schauplätze. Die „Hommage an Edward Hopper: 3rd Avenue in New York“ ist eine fotografische Interpretation des Gemäldes Nighthawks.

Als Ende der 60er Jahre die Farbe in den Printmedien dominant wird, verändert Mangold die Wahl seiner Themen. Die Alpen rücken in den Fokus. Sein Blick gilt den einfachen Lebensformen angestammter Bauern wie auch den Folgen des industrialisierten Tourismus.

Mangold, der die ganze Welt bereist hat, kehrt in seiner letzten Arbeit zurück nach Ravensburg und widmet seiner Geburtsstadt einen empathischen Bildband. Dort, wo er als junger Bursche auf die Bilder von Toni Schneiders im „Fährmann“-Kalender stieß und seine Neigung für die Fotografie entdeckte, beendet er sein Berufsleben.

Dorothea Cremer-Schacht

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Guido Mangold vor der Aufnahme Uschi Obermaier, in der er sich leicht spiegelt, Ravensburg 2016 © Dorothea Cremer-Schacht
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Guido Mangold erläutert die Aufnahme: Empfang auf Schloss Brühl anlässlich des Staatsbesuchs von Königin Elisabeth II. und Prinz Philip, 18.5.1965, Ravensburg 2016 © Dorothea Cremer-Schacht

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