zurück

back to previous site

Veranstaltung:

Finalist*innen des 3. Online Portfolio Walks

Die Bewerbungen zur dritten Staffel des Online Portfolio Walk der Deutschen Fotografischen Akademie haben deutlich gemacht, dass es eine neue Vielfalt in den stilistischen Ausrichtungen der zeitgenössischen Fotografie gibt. Der Glaube an die Objektivität des Mediums schwindet und es entwickelt sich ein Freiraum für ein breites Spektrum konzeptioneller und experimenteller Arbeitsweisen. Für die Jury war es ein weiteres Mal nicht einfach, aus diesem Reichtum subjektiver Wahrnehmungen unserer Lebenswelt nur fünf Positionen auszuwählen, die der gegenwärtigen künstlerischen Fotografie neue Impulse geben können. Deshalb haben wir uns ein weiteres mal für 6 Finalist*innen entschlossen.

Die prämierten Fotograf*innen sind: Alina Simmelbauer, Hannes Jung, Jörg Gläscher, Natalya Reznik, Sima Choubdarzadeh, Uwe Krella.

DFA-Pressematerial:

Alina Simmelbauer | Garcías Tochter

Alina Simmelbauer | Garcías Tochter

Jury-Mitglied Ingo Taubhorn über die Arbeit: "Alina Simmelbauer ist eine Suchende. Tochter einer Ostdeutschen und eines Kubaners, den sie erst 2011 kenngelernt hat. Da war sie 30 Jahre jung. Seitdem sucht sie nach Menschen, deren Familiengeschichte der ihrer ähneln. Das sind die eindringlichen Farb-Porträts von jungen Frauen und Männern, „die hinter einem Schleier der Verschwiegenheit aufwuchsen; ohne Väter oder das Wissen über deren Verbleib.“ Was war passiert? Die ehemalige DDR beschäftigte in den 1970er und 1980er Jahren aus ihren Bruderländern sogenannte Arbeitsmigrant*innen aus Mosambik, Kuba oder Vietnam, die natürlich nicht nur fleißig ihrem Tagwerk nachgingen, sondern auch intensive Beziehungen zu der einheimischen Bevölkerung pflegten. Alina Simmelbauer wurde 1981 in der Kreisstadt Sömmerda in Thüringen, 20 Kilometer nördlich von Erfurt, geboren. Nach zweijährigem intensivem Familienleben mußte der Vater das Land verlassen. Ihre Werkgruppe „Garcías Tochter“ beschränkt sich aber klugerweise nicht nur auf die Porträts, sondern kombiniert mit sicherem Gespür Archivbilder, Familienfotos oder Memorabilien aus jener Zeit und vermischt die eigene Geschichte mit einem Phänomen, das bis heute nicht wirklich aufgearbeitet ist. Ihre künstlerische Arbeit klagt nicht an, sucht keinen Schuldigen, sondern öffnet uns als Betrachter Lebensereignisse, die uns für die verborgenen Geschichten sensibilisieren, auch wenn wir sie im Detail nur erahnen können. Eine weitere Arbeit, die sich aus unterschiedlichen Materialien zusammensetzt und die überzeugt." Simmelbauer über ihre Arbeit: "Etwa 190.000 Arbeitsmigrant*innen u.a. aus Polen, Mosambik, Kuba und Vietnam studierten oder arbeiteten von 1962 bis 1990 in der DDR, dem sozialistischen Bruderstaat. Nach Ablauf der Vertragszeit von ca. 4 Jahren erlosch das Aufenthaltsrecht und die Vertragsarbeiter wurden zurück in ihre Heimatländer geschickt. Freundschaften, Beziehungen und Familien wurden dadurch getrennt. Für viele ehemalige Vertragsarbeiter gibts es, neben der eigenen Arbeitsvergangenheit etwas, das sie bis heute mit Deutschland verbindet: ihre Kinder. Ich bin selbst Tochter eines ehemaligen Vertragsarbeiters, der Anfang der 80er Jahre in der DDR zu Gast gewesen war. Kennengelernt habe ich ihn jedoch erst 2011 auf Kuba. Seitdem suche ich nach Menschen, deren Familiengeschichten der meiner ähneln. Auf dieser Suche traf ich auf zahlreiche Kinder, die hinter einem Schleier der Verschwiegenheit aufwuchsen; ohne Väter oder das Wissen über deren Verbleib. In der Fotoarbeit ‚Garcías Tochter’ lasse ich der eigene Suche nach dem Vater den Prozess der künstlerischen Auseinandersetzung folgen. Neben den Aufnahmen meiner Suche in einem fremden Land greife ich Bilder aus Betriebs- und Stadtarchiven auf und mische diese mit Porträts der heute erwachsen Kinder. So gehen Bilder in den Austausch miteinander und in eine Beziehung zur mündlichen Erzählung. Hierbei wird Inhalt und Geschichte in umgekehrter Richtung vernetzt." Kurzbiografie: Alina Simmelbauer ist in Thüringen aufgewachsen, lebt und arbeitet als Fotografin in Berlin. In ihren freien Arbeiten fokussiert sie die Auseinandersetzung mit Identität und Familie. Ihren Master in Fotografie hat sie an der Burg Giebichenstein Halle/Saale (2012) und am ISA Instituto Superior de Arte Havanna, Kuba (2011) absolviert. 2020 hat sie die Meisterklasse an der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin unter der Leitung von Prof. Ute Mahler und Ingo Taubhorn abgeschlossen. Im Rahmen ihrer Serie ‚Wir träumen allein‘ war sie DAAD Stipendiatin und erhielt 2018 für ihre aktuelle Arbeit ‚Garcías Tochter‘ die Projektförderung der Kulturstiftung Thüringen. 2017 wurde sie für den Hellerau Photography Award und Vonovia Award nominiert. https://alinasimmelbauer.com/

Format:

Foto / Video

Hannes Jung | Men don't cry

Hannes Jung | Men don't cry

Jury-Mitglied Wolfgang Zurborn über „Men don’t cry“: „Menschen, Orte und Objekte erscheinen in den Fotografien von Hannes Jung in höchster physischer Präsenz und entziehen sich in der fragilen Ästhetik einer feintonigen S/W-Fotografie einer eindeutigen Interpretation. Die Sequenzierung der Bilder folgt keiner linearen Logik von Zeit oder Ort, sondern entwickelt eine ganz eigene Form einer assoziativen Narration, die den Betrachter sensibilisiert für das Hintergründige im Alltäglichen. Für Jung ist es klar, dass der Schrecken einer sexualisierter Gewalt wie sie die portraitierten Männer der Serie „Men don’t cry“ während des Krieges in den 1990er-Jahren in Bosnien-Herzegowina erlitten haben, nicht mit fotografischen Mitteln dargestellt werden kann. Somit liegt es ihm fern, mit seinen Fotografien einen Schock auslösen zu wollen. Die besondere Qualität seiner subtilen Annäherung an ein solch politisch aufgeladenes Thema liegt darin, dass sie dieses nicht illustriert, sondern eine ganz eigenständige Bildwelt entwickelt, die losgelöst vom einer rationalen Deutung einen emotionalen Zugang ermöglicht.“ Jung über seine Arbeit: "Wir sehen Menschen nicht an, was ihnen im Leben widerfahren ist. Kein Ort ist automatisch als Schauplatz des Schrecklichen erkennbar. Gegenstände, Gerüche, Geschmäcker können für die Allgemeinheit normal erscheinen – und manche an Katastrophen erinnern. Während des Krieges in den 1990er Jahren in Bosnien-Herzegowina wurden Männer aller Nationalitäten Opfer von sexualisierter Gewalt. Sie wurden als Gefangene in Lagern und Gefängnissen von Soldaten und Wärtern gefoltert und missbraucht, sowie zu sexualisierter Gewalt untereinander gezwungen. Das Ziel war, sie zu demütigen und zu brechen, sie und ihre Familien zu stigmatisieren. Was den Männern widerfahren ist, kann in Bildern nicht ausgedrückt werden. Meine Arbeit ist ein Versuch, sich mit ihrer Geschichte und mit Orten auseinanderzusetzen, an denen nicht unbedingt etwas auf ihre Vergangenheit hindeutet." Kurzbiografie: Hannes Jung (*1986 in Bremen, D) lebt und arbeitet als Fotograf in Berlin. Er studierte bis 2016 Fotografie an der Hochschule München, EASD Valencia und der Hochschule Hannover. Seine Arbeiten wurden unter anderem im C/O Berlin, dem Copenhagen Photo Festival und Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst gezeigt. https://www.hannesjung.com/

Format:

Foto / Video

Jörg Gläscher | C19/1-12

Jörg Gläscher | C19/1-12

Jury-Mitglied Jürgen Scriba über "C19/1-12“ „Als persönliche poetische Immunisierungsstrategie beschreibt Jörg Gläscher seine fotografische Auseinandersetzung mit COV19. Wo Forscher zu Rasterelektronenmikroskop und Polymerase-Kettenreaktion greifen, um den Erreger nachzuweisen, benutzt der Fotograf Kamera und Blitzlicht, um den seelischen Folgen der Pandemie nachzuspüren. Der Plan geht auf, weil der Künstler nicht bei naheliegenden Krisensymptomen stehen bleibt, sondern Bogen weiter schlägt. So wird das Absperrband auf Spielplätzen zur ominösen Installation. In zerknitterten Einweghandschuhe mag der Betrachter serielle Skulpturen oder fremde Lebensformen erkennen, und das durch Kunstlicht und gestürzte Perspektive aus dem Dunkel des Waldes gerissene Astwerk hat sicher nicht zufällig verblüffende Ähnlichkeit mit anatomischen Präparaten von Lungengewebe.“ Gläscher über seine Arbeit: "Es geht darum, einen fruchtbaren und nicht ängstlichen Weg zu finden, mit der Angst umzugehen. Es geht darum, die Angst nicht in den Geist der Dinge hineinwachsen zu lassen oder den Geist der Angst zu entfesseln; es geht darum, dass die Angst nicht neurotisch wird; denn wenn das geschieht, kann die Angst zu einem Instrument des Populismus werden. "* Es begann in den Nachrichten. Weit entfernt war ein grippeähnlicher Virus ausgebrochen. Coronavirus SARS-CoV-2. Ich stand an einem sonnigen Montagmorgen auf einem Stadtplatz. Er hätte überfüllt sein müssen. Ein Gewimmel von Menschen hätte von A nach B und dann nach C hetzen sollen. Stattdessen war alles leer. Kein einziger Mensch, nur eine Taube. Es war der erste Tag der Woche, an dem das so genannte "Corona-Virus Shutdown". Es fühlte sich nicht so an. Es fühlte sich eher wie ein normaler sonniger Sonntagmorgen an, an dem die Menschen im Park sitzen, an der Strandpromenade spazieren gehen oder sich ein Fußballspiel im Fernsehen anschauen. Stattdessen waren all diese Aktivitäten plötzlich verboten. Was als kleine Welle in der Ferne begann, rollt nun wie ein Tsunami über die ganze Welt. Virologen übernehmen die Macht, die Infektionszahlen werden wie Börsenkurse notiert und die Angst breitet sich aus. Wir suchen nach Erklärungen in Grafiken, leeren Orten und fürchten diejenigen ohne Schutzmaske. Aber Angst ist nicht greifbar. Sie kann nicht fotografiert werden. Es müssen verschiedene Bilder gemacht werden, es sind verschiedene Vergleiche nötig. C19/1-12 ist eine Reihe von Bildern, an denen ich in den letzten Wochen gearbeitet habe. Sie sind meine persönliche und "poetische Immunisierungsstrategie". «** Kurzbiografie: Jörg Gläscher wurde 1966 in Osnabrück geboren. Nach einer Fotografen Lehre in Hamburg studierte er Fotografie bei Timm Rautert an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Es folgten viele Jahre mit Auftrags Fotografie für den Stern, Spiegel, Brigitte und GEO Saison. Seitdem beschäftigt er sich mit dokumentarischen Langzeitprojekten wie „der Tod kommt später, vielleicht“ über Deutsche Soldaten, „Echoland“ über das Ringen um Europa und „Lutherland“ über den christlichen Glauben in Deuschland. Diese Arbeiten werden national und international ausgestellt. Die hier gezeigte Arbeiten, C19/1-12 corona diary magazin, entstanden in den letzten 8 Wochen und beschäftigten sich mit eigenen und allgemeinen Ängsten während der Corona 19 Pandemie. Dazu verlegt er eine Magazin Reihe, welche er im Eigenverlag auf seiner Web-Seite vertreibt. www.glaescher.de https://glaescherphotography.bigcartel.com

Format:

Foto / Video

Natalya Reznik | Die Alte Welt

Natalya Reznik | Die Alte Welt

Jury-Mitglied Ingo Taubhorn über die Arbeit: "Natalya Reznik wurde 1982 im russischen Perm geboren. Sie ist Künstlerin, Fotografin und Autorin. Sie schreibt über Fotografie und promovierte in Kulturphilosophie an der Staatlichen Universität St. Petersburg. Ihre Arbeit „Die alte Welt“ zeigt ältere Frauen, die vornehmlich im Freien auf ihren Balkonen stehen, wahrscheinlich der Sicherheit der nahen Wohnung geschuldet, aber gleichzeitig auch ein Schritt ins Freie. Die Hintergründe zeigen Stadtlandschaften, nur einmal eine Meerlandschaft mit Gebirge. Ich habe mir einmal von einem Architekten erklären lassen, dass es keine Halböffentlcihkeit gibt, sondern nur Öffentlichkeit oder Privatheit. Aber Reznik schafft mit Ihren Porträts, die an klassische Posen italienischer Malerei erinnern und vielleicht Halbporträt einer eleganten Dame heißen könnten, eine unglaubliche Intensität, die die Balance zwischen Nähe und Distanz verwischen. Ihre Motivation, diese Porträtreihe zu fotografieren, beschreibt sie so: "Ich versuche mir vorzustellen, wie unsere Gesellschaft in 30 oder 50 Jahren aussehen könnte?“ Wir alle wissen, das ältere Menschen kaum in unserer Medienlandschaft auftauchen und wenn, in Belange um Altersarmut oder Krankheit .Nicht so bei Reznik. Sie feiert mit Licht, Farbe, Pose und Ausschnitt, elegante Frauen, die ihre Spuren einer bewegten Lebensgeschichte nicht verbergen und mit Anmut und Stolz ihr jetziges Leben zelebrieren. "Dieses Projekt möchte eine neue Art der Schönheit für die Zukunft suchen“, sagt Reznik. Das ist ihr mit Bravour gelungen, dank ihres Einfühlungsvermögens und klugen Einsatzes von Fototechnik und dank dieser starken Frauen." Reznik über ihre Arbeit: "Ich versuche mir vorzustellen, wie unsere Gesellschaft in 30 oder 50 Jahren aussehen könnte? Das Lebens-alter der heutigen Menschen ist am höchsten in der Geschichte. Überlegen wir einmal, wie die Menschen im Jahre 2050 leben werden. Wahrscheinlich werden wir eine komplett andere Gesellschaft antreffen, speziell in Europa und Asien. Wir werden von älteren Kellnern, Flugbegleiterinnen, Tänzern und DJ’s umgeben sein. Keine jungen Super-models mehr, sondern wunderschöne Frauen mit grauen Haaren werden uns von den Werbeplakaten anlä-cheln. Das Alter erlebt eine neue Renaissance in der Kunst und Kultur als Reflexion auf unsere Gesell-schaft. Die ältere Menschen in meinem Projekt befinden sich auf den Balkonen, im Hintergrund einer Stadt. Ihre klassischen Posen erinnern an italienische Gemälde. Ein Balkon stellt einen speziellen Raum zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit dar, in dem man noch in seinem privaten Umfeld ist, aber auch schon frei für fremde Blicke. Dieses Projekt möchte eine neue Art der Schönheit für die Zukunft suchen." Kurzbiografie: Natalya Reznik wurde in Perm, Russland (1981) geboren. Sie hat Design an der Perm Staatlichen Technischen Universität (Russland) studiert, dann hat sie Ihre Doktorarbeit in Philosophie an der Sankt-Petersburg Staatlichen Universität (Russland) geschrieben. Seit 2011 lebt und arbeitet sie in Nürnberg/Deutschland. Sie nahm an Ausstellungen in Moscow (Photobiennale), Sankt-Petersburg (Fotodepartament), NewYork (Parsons School of Design), Brasilien (Fest Foto), Portugal (Festival Encontros da Imagem), Polen (Warsaw Photo Days), Griechenland (Athens Photofestival) teil. Ihre Fotobuecher (“Secrets”, “Looking for my father” und “Hope”) wurden bei vielen Ausstellungen ausgestellt. 2017-2019 war sie Schülerin in der Meisterklasse bei Ingo Taubhorn und Prof. Ute Mahler an der Ostkreuzschule in Berlin. Natalya setzt sich mit den Themen wie Familie, Alter, Erinnerung und Verlust auseinander. In Ihren Arbeiten kombiniert sie Dokumentar- und konzeptuelle Strategien. www.natalyareznik.com

Format:

Foto / Video

Sima Choubdarzadeh | Mein Name ist Angst

Sima Choubdarzadeh | Mein Name ist Angst

Jury-MItglied Ruth Stoltenberg über "My name is fear": "Angst bestimmt das ganze Leben der heute 33 jährigen Iranerin. All die vielen Schicksalsschläge, die ihr in ihrem zutiefst frauenverachtenden, patriarchalischen Heimatland bereits widerfahren sind, haben tiefe Spuren hinterlassen - am Körper und vor allem in der Seele. Doch Sima Choubdarzadeh kämpft gegen die Angst, studiert Philosophie und findet schließlich in der Fotografie ein Medium, besser mit den Ängsten umgehen zu können. Sie schafft Bilder von großer Sensibilität, Bilder in gedämpften Farben, die nach außen flüstern und nach innen schreien, Bilder, die Gewalt, Schmerz und Ohnmacht spürbar werden lassen: in den Darstellungen der Frauen, die sich permanent verstecken müssen, dem ängstlichen Blick eines kleinen Jungen, den abgeschnittenen Vogelkrallen sowie dem Feuer und flüchtigen Rauch, der die Haltlosigkeit der Fotografin symbolisiert." Choubdarzadeh über ihre Arbeit: "Ich war sieben Jahre alt, als ich zum ersten Mal Angst bekam. Ich kam gerade von der Schule zurück, als meine Freundin es mir erzählte: "Wusstest du, dass Gott dich strafen wird, wenn du dein Haar ohne Schal zeigst, indem er dich daran aufhängt?" Als ich 26 Jahre alt war, beschloss ich nach all diesen Ängsten und Tragödien, meine Gebete nicht mehr zu sprechen und Gott und die Hölle nicht mehr zu fürchten. Eines Tages sperrte mich mein Mann im Haus ein, um mich davon abzuhalten, Bücher zu lesen, zur Universität zu gehen, meine Familie zu sehen und mich in die Gesellschaft einzumischen. Es war derselbe Tag, an dem unsere Stadt von einem Erdbeben heimgesucht wurde, und ich wurde in einem Haus im 10. Stock eingesperrt. Das, worüber ich mir am meisten Sorgen machte, war, den sichersten Platz zum Stehen zu finden, aber sofort fühlte ich einen leeren Raum unter meinen Füßen, und so habe ich jetzt Angst vor Menschen und Ereignissen wie Erdbeben. Doch diese Ängste sind verflogen, und wann immer sie mich treffen, trete ich einen Schritt zurück und verstecke mich. Selbst das Nicht-Angst-haben bezieht sich auf Angst. Im Schweigen der Menschen und in ihren Augen kann ich Angst finden. Als ob "Angst" der andere Name für mich wäre. Ich hatte vor meiner Ehe, die kurz darauf in einer tragischen Scheidung endete, nicht auf die Regeln und Traditionen geachtet. Ich lebte in einem Sumpf, lebendig, aber ahnungslos. Ich war wie Gras, das in einem Sumpf gewachsen war, ohne Wurzeln und ohne Identität. Meine ganze Identität wurde durch den Namen meines Vaters, den Namen meines Mannes und meines zukünftigen ungeborenen Sohnes definiert. Zweifellos haben diese ungerechten Gesetze ungemein zu Gewalt und Diskriminierung von Frauen beigetragen'. Kurzbiografie: Mein Name ist Sima Choubdarzadeh. Ich bin 33 Jahre alt und komme aus dem Iran. 'Master of Art' in Philosophie Seit 2014 beschäftige ich mich ernsthaft mit Fotografie. Ich habe ein Fotografenzertifikat der 'Provincial Society Artistic Photography'. Ich habe 3 Gruppen-Galerien. Ich habe den ersten Platz des 'Meshgin-Shahr'-Festivals 2016 erhalten. Ich habe das 'Sheed'-Stipendium, Iran2017 erhalten. Eines meiner Bilder wurde für das 'Cortona on the Move' Festival 2018 ausgewählt. Veröffentlicht im Magazin 'Burn' mit dem Projekt "My name is fear" 2018. Veröffentlicht in der 'Wall Gallery' mit dem Projekt "My name is fear" 2020. Veröffentlicht in 'Matriz Woman Artists' mit dem Projekt "My name is fear" 2020. https://www.facebook.com/sima.cz

Format:

Foto / Video

Uwe Krella | Homerun

Uwe Krella | Homerun

Jury-Mitglied Andreas Langen über "Homerun": "Bei Krella krachts, lautlos und oft ziemlich komisch: Müllhalden und Gehhilfen, Pensionäre und Natursteinverkleidung, Paare und andere Baustellen, Farbflächen und Kontrastkanten, entscheidende Augenblicke und Nature morte, letztere made by Zufall. Uwe Krella verdichtet Konstellationen, die es auch ohne ihn gibt, aber nur dank ihm nehmen sie Gestalt an. Einen Streuner könnte man den Fotografen nennen, der in seinen spärlichen Selbstauskünften das englische "strolling around" verwendet, also spazieren, flanieren, bummeln, schlendern, wandeln; beinahe auch: lustwandeln. Lust am Sehen ist wohl der primäre Treibstoff dieses autodidaktisch fundierten Fotografen, man kann ihn sich nur als glücklichen Menschen vorstellen, wenn er in diesem Wahrnehmungsmodus unterwegs ist. Nichts muss, alles kann. Weiter so!" Krella über seine Arbeit: Surrogat Er kuratiert die Wirklichkeit, gleicht sie ab mit seinem Realitätsbegriff. Der surrogate Blick fasst für mich alle die Aktivitäten zusammen die notwendig sind um meine Vorstellungen in Bilder umzusetzen. Der kompositorische und farbliche Gesamteindruck eines Bildes bevor der Verstand es zu deuten beginnt, die Schnittstelle zwischen Realität und Theatralität, wo berühren sich beide. Der Schnittpunkt zwischen Vorher und Nachher, eingefroren in der Fotografie erzeugt eine neue höhere Ebene der Wahrnehmung. Der Betrachter nimmt teil an einer neu geschaffenen Realität. Die Realität findet außerhalb des Menschen statt, die Fotografie wird zur Aneignung der Realität verwendet, ist aber zu diese Aneignung nicht fähig. Mit der Fotografie werden immer subjektive Bilder erzeugt. Der surrogate Blick erfordert die Aufsuchung der Orte der Nichtorte. Die Zentrierung des nebensächlichen, die Wahrnehmung des sublimen. Fotografie ist Tanz, der Tanz des Fotografen. Der Tänzer bewegt sich intuitiv, jeder Gedanke verliert seinen Takt. Folgt dem Sehen; Schaulust. Fotografie hält die Zeit an. Realität ist im Außen, gesteuert von der Wahrnehmung. Lichter, Farben, Blicke: Das Andere manifestiert sich im Blick. Triumph des Sehens über das Maschinenauge. Das Surrogate als Beweis. Kurzbiografie: Uwe Krella geboren am 17. April 1965 in Nürnberg. Hauptberuflich tätig als Entwicklungsingenieur. Im Jahr 2015 beginne ich mit der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie. Autodidaktische Aneignung der wesentlichen Inhalte der Theorie und Geschichte der Fotografie. Mein besonderes Interesse ist dabei die Arbeit von Walker Evans. Teilnahme an verschiedenen Workshops und Seminare, Themen: Reportagefotografie, Portraitfotografie, Künstlerische Fotografie. Teilnahme an Wettbewerben: Traver Paglen: Die Überwachungsstandorte der Nachrichtendienste in Ansbach-Katterbach und Gablingen dokumentiert. Meine Arbeiten wurden im Rahmen der Ausstellung im FKV gezeigt. Nürnberger Menschenrechtszentrum: Dokumentation der Tatorte des NSU in Nürnberg. Beteiligung an der Ausstellung in Nürnberg und Berlin. Seit 2018 arbeite ich nebenberuflich als freier Fotograf für die Lokalredaktion der Augsburger Allgemeine (Landbote).

Format:

Foto / Video

Veröffentlicht am: