Ursula Kelm | Gesichter aus Amerika (2015)
In unterschiedlichen Zeitabständen reise ich seit 1976 in die USA.
Die Faszination, die dieser Kontinent auf viele Menschen ausübt, kann ich nachvollziehen.
Wenn mich aber jemand fragt, ob ich dort leben will, folgt immer noch ein Nein.
Außer der Weite, den wunderbaren Landschaften, den Städten, den Sehenswürdigkeiten (jede Stadt hat irgendetwas Größtes oder Bestes oder Höchstes) haben mich seither die Menschen interessiert. Auch hier hat sich meine Wahrnehmung mit den Jahren nur gering verändert.
Von 2010 bis 2014 war ich teilweise mehrfach an verschiedenen Orten der USA - etwa in Boroughs in New York City - und nahm die Gelegenheit wahr, mich auf die Menschen zu konzentrieren.
Ich fotografierte manchmal, bevor ich zu den Personen verbalen Kontakt hatte, manchmal danach.
Bei bestimmten Anlässen wie dem Memorial-Day oder einer High-School-Graduation, bei der der gesamte 'Familienclan', Freunde und Bekannte eingeladen werden, interessierte mich, welche Haltung die Menschen dazu einnehmen.
Alle begegneten mir offen, ließen sich auf ein Gespräch ein und hatten keine Bedenken, sich fotografieren zu lassen. Eine positive Einstellung, die ich sehr schätze und die mich den Personen auch näher brachte, die ich hier seit Jahren vermisse, sicher nicht nur in Berlin.
Ich habe keine Extreme oder nichts Schrilles gesucht, nicht inszeniert und den Menschen, unabhängig von Beruf oder Herkunft, den Vortritt gelassen, meine Dialogbereitschaft gezeigt.
Als Buch erhätlich bei: POLLeditionen, Infopress Verlag Berlin, ISBN 978-3-931-759-37-7