Über

Seit frühen Jahren fasziniert mich die Ambivalenz fotografischer Realitätsbeziehungen, die Mehrdeutigkeit von Wahrnehmung und ihre Auswirkung auf Individuum, Kollektiv und Natur. Während meines Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, an der ich interdisziplinär u.a. in den Bereichen Grafik Design und Fotografie bei Prof. Albrecht Ade und Malerei bei Prof. Paul Uwe Dreyer arbeitete, entdeckte ich die Fotografie für mich als künstlerisch konzeptionelles Medium neu. Meine ausschließlich künstlerische Arbeit umfasst sowohl Serien und Werkgruppen als auch kollaborierende Projekte, die ich in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern von öffentlichen und privaten Institutionen in In-, und Ausland oder für Kunst am Bau Wettbewerbe entwerfe und realisiere. Ich lehrte an Kunsthochschulen und Fortbildungsstätten, gebe Workshops, halte Vorträge und kuratiere Ausstellungen.

Statement

Für mich als Künstlerin ist die Fotografie ein konzeptionelles Transportmittel und im technischen Sinne dokumentierendes Werkzeug. Mit diesem forsche ich nach dem Wesen und Wirken des Menschen, das ich in seinem Umgang mit Natur, Tier und Mitmenschen gespiegelt sehe. Meine Bilder können als Ergebnis künstlerischer Untersuchungen von Wahrnehmung verstanden werden und thematisieren das Verhältnis von Körper – Hülle – Raum auf unterschiedlichen Ebenen. Meine Arbeiten nehmen Bezug zu kulturellen, politischen und sozialen Verhältnissen der westlichen Gesellschaft. Kennzeichnend für sie ist ein Wechsel zwischen abstrakter, dokumentarisch wirklichkeitsnaher und inszenierter Darstellung. In meinen Präsentationen werden sie zum Großdia, Tafelbild, Objekt, zur Plastik, Projektion, Installation oder zum Künstlerbuch.

Ausbildung

  • 1981 - 1987 | „Fine Art“ Diplom, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart (DE)
  • 1979 - 1981 | Haute Couture Schneiderlehre, Gesellenbrief, Salon Topell, Wiesbaden (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • PROJEKTREALISIERUNG IN KÜNSTLERISCHER ZUSAMMENARBEIT MIT INSTITUTIONEN:
  • 1996 | SEB Bank, Frankfurt a.M. (DE)
  • 1994 | DZ Bank, Frankfurt a.M. (DE)
  • 1994 | "Die letzten Könige von Paris": Paco Rabanne, Torrente, Lapidus, Louis Féraud, Carven, Didier Lecoanet et Hemant Sagar, (FR)
  • 1992 | "RESERVATE 1-21, mit 21 deutschen und New Yorker Großkonzernen
  • KUNST AM BAU PROJEKTE:
  • 2013 |Vermögen Baden-Württemberg, Universität Konstanz (DE)
  • 2006 | Quivid, Landeshauptstadt München (DE)
  • LEHRE:
  • 2000 - 2004 | Vertretungsprofessur, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (DE)
  • 1992 - 1996 | Lehrauftrag, FHG und FHW, Pforzheim (DE)
  • 1993 | Lehrauftrag, Workshop, Merz Akademie, Stuttgart (DE)
  • VORTRÄGE | WORKSHOPS (Auswahl)
  • 2019 | Künstlergespräch, Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn (DE)
  • 2010 | Vortrag zum Symposium, Hochschule Anhalt Dessau (DE)
  • 2004 | Vortrag, Universität Weimar, Deutscher Designer Club (DE)
  • 2002 | Workshop, Universität Greifswald (DE)
  • 2002/3/5/7 | Berufsakademie Schloß Rotenfels, Bad Rotenfels (DE)
  • 2001 | Workshop, ISTROART, 5. Biennale der Kunstakademie Bratislava (SK)
  • 1999 | Vortrag, Kunstakademie Nürnberg (DE)
  • 1999 | Vortrag, Forum der Muthesius-Hochschule für Kunst und Gestaltung, Kiel (DE)
  • 1999 | Vortrag, Humboldt Universität Berlin (DE)
  • 1997 | Workshop, Les Rencontres de la Photographie d’Arles (FR)
  • 1994 | Workshop, Galleria Latina, Montevideo (UY)
  • 1993 | Workshop, Galleria Handal, La Paz (BO)
  • 1991 | Workshop, Erste Internationale Fototage, Herten (DE)
  • PUBLIKATIONEN SOLO:
  • 2015 | Architekturen des Archivs, Studiohefte 23, Tiroler Landesmuseen Ferdinandeum Innsbruck (AT)
  • 2010 | CASES 2009-2010, ZF Friedrichshafen im Zeppelinmuseum (DE)
  • 2006 | DAS DUELL, Museum Schloss Neuenbürg, Badisches Landesmuseum Karlsruhe (DE)
  • 2002 | Sinje Dillenkofer, Städt. Galerie Villingen Schwenningen (DE)
  • 1997 | INNOCENTIA I-XXV, Kunstverein Göttingen, Staatliche Galerie Moritzburg Halle Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalt (DE)
  • 1996 | Sinje Dillenkofer, Kerber Verlag (DE)
  • 1992 | RESERVATE, Lindemann Verlag Stuttgart (DE)
  • 1992 | Fotoobjekte, Sinje Dillenkofer, Kunstverein Karlsruhe (DE)
  • 1992 | Fotografie, Sinje Dillenkofer, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Edition Cantz (DE)

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2019 | Nominierung zum Kubus. Sparda-Kunstpreis, Kunstmuseum Stuttgart (DE)
  • 2009 | Stipendium, ZF Kunststiftung Friedrichshafen (DE)
  • 2002 | Artist in Residence & Exhibition, Museum Neue Galerie, Graz (AT)
  • 1999 | Casa Baldi, Olevano di Romana (IT)
  • 1996 | Baldreitstipendium der Stadt Baden-Baden (DE)
  • 1995 | Paul-Strecker-Preis, Landesmuseum Mainz (DE)
  • 1992 | Cité Internationale des Arts, Paris (FR)
  • 1988 | DAAD Reisegeldförderung New York Aufenthalt (USA)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • Einzelausstellungen / Solo Exhibitions:
  • 2019 | Stadtgalerie Bad Soden am Taunus (DE)
  • 2017 | Galerie Bildhalle, Zürich (CH)
  • 2015 | Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck (AT)
  • 2012 | Galerie Wenger, Zürich (CH)
  • 2010 | Goethe Institut Nancy (FR)
  • 2009 | Villa Oppenheim, Galerie für Gegenwartskunst, Berlin (DE)
  • 2003 | Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg (DE)
  • Gruppenausstellungen / Group Exhibitions:
  • 2019 | ZKM, Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe (DE)
  • 2019 | Kubus Kunstmuseum Stuttgart (DE)
  • 2019 | Galerie Schlichtenmaier, Schloß Dätzingen, Stuttgart (DE)
  • 2019 | Victoria & Albert Museum, London (UK)
  • 2017 | Casino Luxembourg Forum d’Art Contemporain (LU)
  • 2016 | Musée de la Chasse et de la Nature, Paris (FR)
  • 2015 | Saarlandmuseum, Saarbrücken (DE)
  • 2014 | Museum Morsbroich, Leverkusen (DE)
  • 2014 | Berlinische Galerie Landesmuseum Berlin (DE)
  • 2003 | Staatsgalerie Stuttgart (DE)
  • 2000 | Musée de l‘Élyssée Lausanne und Culturgest Lisbon (PT)
  • 1997 | MACBA, Museum für Moderne Kunst, Barcelona (ES)
  • 1996 | Rencontres de la Photographie d‘Arles (FR)

Persönliche Website

http://www.sinje-dillenkofer.de

Arbeiten

Sinje Dillenkofer | Cases (2001 - heute)

Sinje Dillenkofer | Cases (2001 - heute)

CASES umfasst eine Serie photographischer Innenansichten von Deckel und Boden historischer Behältnisse, die zum Schutz von Kostbarkeiten, wissenschaftlichen Instrumenten und allgemeinen Gebrauchsartikeln handwerklich oder maschinell maßgefertigt wurden und die Ihrer Funktion enthoben, als photographische Objekte, Kontext und größenmaßstäblich verschoben, auf das vermeintlich Abwesende verweisen. Die Fotografien werden zu autonomen abstrakten Bildern. Zeit wird als Abnutzungsspur zeichenhaft, malerisch materialisiert und visualisierbar. Erst die Bild-Untertitel informieren den Betrachter über die eigentliche Herkunft der Behältnisse und Bildvorlagen und lassen aus dem ‚abstrakt’ gesehenen ‚reale’ Geschichten werden. Die Arbeiten können sowohl als «Architekturen des Archivs» als auch als «sozio-kulturelle Untersuchung» verstanden werden, aus der sich gesellschaftliche Wertvorstellungen und Machtverhältnisse herauslesen und Fragen nach der Bedeutung von Archiv und Erinnerungskultur stellen lassen.

Format:

Foto / Video

Sinje Dillenkofer | By Nature (2019)

Sinje Dillenkofer | By Nature (2019)

BY NATURE (2019) besteht aus 36 Diptychen, die auf 72 handkolorierten Stichen der weiblichen entomologischen Pionierin Maria Sibylla Merian (1647–1717) basieren. Die Stiche sind das Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Untersuchung und künstlerischen Interpretation der Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling in Surinam. Sie gelten als ihr Hauptwerk und wurden 1705 als Buch mit dem Titel “Metamorphosis insectorum surinamensium“ veröffentlicht. Nur wenige Exemplare wie dieses Unikat für den französischen König (1725) blieben vollständig erhalten. Die handkolorierten Abbildungen schlugen sich darin während der knapp 300-jährigen Lagerung rückseitig durch, druckten sich doppelseitig ab und wurden photographisch abgelichtet und als Künstlerbuch und großformatige Pigmentdrucke auf Japanpapier in den Kontext der zeitgenössischen Bildenden Kunst transferiert. Die Bedeutung von ‚Natur‘ bzw. ‚natürlich‘ (als Übersetzung von ‚BY NATURE’) wird durch die Fotografie neu erfahrbar. Erst die fotografische Abbildung ‚stoppt‘ den ‚natürlichen‘ Zerstörungsprozess von Papier- und Buch und macht das daraus entstandene als neues ‚Natur-Bild‘ eigenständiger Schönheit sichtbar und dauerhaft verbleibend.

Format:

Foto / Video

Sinje Dillenkofer | Disjunktion Paralleler Konstrukte (2019)

Sinje Dillenkofer | Disjunktion Paralleler Konstrukte (2019)

Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Serie zweiteiliger Arbeiten. Sie können als Wechselspiel visueller, formaler und inhaltlicher Analogien gesehen werden. Zum einen entsteht eine Deutungsvielfalt der Architektur von Körper und Raum am Beispiel der drei Topographien von Servietten,- und menschlichem Körper und einer Landkarte, zum anderen eine inhaltliche. Dabei scheinen Objekte zu Subjekten zu werden und umgekehrt: Servietten die in Jahrhunderte alter Tradition ritualisiert gefaltet mit Bedeutung aufgeladen wurden wirken wie Wesen mit individuellem Charakter und Menschen, zunehmend angepasst und uniformiert, wie abstrakte Objekte. Es geht um Fragen nach der Bedeutung von Funktion, Norm und Abweichung und den sich stetig ändernden Vorstellungen von gesellschaftlichen Werten. Die ‚Konstrukte‘ sind bildhafte Versuche Körper physisch, seelisch, geographisch oder als Objekt selbst kreierter Wertvorstellungen in Beziehung zueinander verortet wahrzunehmen.

Format:

Foto / Video

Sinje Dillenkofer | Inversion (2010 - 2019)

Sinje Dillenkofer | Inversion (2010 - 2019)

Unter dem Titel INVERSION habe ich exemplarisch Arbeiten und eine Werkgruppe zusammengeführt deren Bildmotive ich ‚real‘ vorgefunden habe. Photographisch abgelichtet, künstlerisch umgesetzt und neu verortet, wirkt deren Realität umgekehrt, anwesendes abwesend, oben und unten, vorne und hinten verkehrt, organische Körper formal abstrakt. In den Aufnahmen werden Linien und Flächen erzählerisch, zu nachweislichen Referenten unseres gesellschaftlichen Umgangs mit Macht und Natur. Dabei findet ein mehrfacher Perspektivwechsel statt, der mit der Ambivalenz von Wahrnehmung, der Glaubwürdigkeit von Bildern und den Vorstellungen des Betrachters ‚spielt‘.

Format:

Foto / Video