Über

Mit einer Agfa Click I entdeckte ich mit 13 Jahren die Fotografie auf Mittelformat samt Entwickeln im improvisierten Kellerlabor. An der Kunstakademie Stuttgart studierte ich von 1979 bis 1985 Zeichnung, Malerei und vor allem interdisziplinäre Verfahren und kam so über den Videofilm wieder zurück zum stehenden Bild. Ich arbeitete als Regieassistentin und machte das Referendariat als Kunsterzieherin an Gymnasien. Seit 1987 arbeite ich als freie Künstlerin an umfangreichen, konzeptuellen Werkreihen, habe gelehrt und kuratiere Ausstellungen.

Statement

Für die Transformation von Welterfahrung und Weltwahrnehmung in Kunst sind meine Kameras Instrumente meiner subjektiven Herangehensweise. Fotografie ist meine persönliche Annäherung an Phänomene, die mich beschäftigen. Natürlich will ich sehen, wie etwas fotografiert und letztendlich im großen Formt aussieht aber optimales Licht und perfekte Komposition sind für mich nicht die allein entscheidenden Kriterien. Jede Werkreihe hat ihren eigenen Charakter, wird spezifisch aufgenommen und für Museumsausstellungen auch spezifisch aufbereitet, z.B. in Installationen oder Projektionen. Ich arbeite dem jeweiligen Thema entsprechend „dokumentarisch“ mit Filmmaterial oder reproduziere vorgefundenes Material, inszeniere oder arbeite mit Abstraktion. Ich untersuche wie Vorstellungswelten oder wissenschaftliche Ambitionen in Form von Räumen, Konstruktionen und Objekten Wirklichkeit werden. Ich finde wispernde Theatralik in Räumen, in denen sich die Zeit staut und Erzählungen, die sich an den Rändern und Oberflächen von Objekten angelagert haben. Oder es rücken Menschen ins Zentrum meiner Aufmerksamkeit, die mir Blicke auf mir bisher unbekanntes Terrain ermöglichen. Die meisten Fotografien nehme ich mit einer analogen Großbild - oder Mittelformatkamera auf, wodurch mir das Negativ oder Diapositiv vorgibt, was ich als fertiges Bild letztlich zu sehen habe. Stück für Stück „interpretiere“ ich mit meiner künstlerischen Fotografie die Welt und lote aus, wo und wie ich mich in ihr befinde.

Ausbildung

  • 1979 -1985 | Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (DE)
  • 1978 - 1981 | Kunstwissenschaft, Universität Stuttgart (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • Seit 2018 | 1. Vorsitzende des Künstlerbundes Baden-Württemberg (DE)
  • 2016 | Cokuratorin für die 2. Trinationale, Biennale de la Photographie de Mulhouse (FR)
  • 2011 - 2013 | Mentorin im Mentoring-Programm Rheinland-Pfalz für junge Künstlerinnen (DE).
  • 2009 - 2010 | Professur Künstlerische Fotografie in Vertretung an der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken (DE)
  • 1999 - 2003 | Lehre Fotografie an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim (DE)
  • 1998 – 2005 | Ausstellungsorganisation in der Gesellschaft der Freunde junger Kunst Baden-Baden (DE)
  • 1996 - 1999 | Lehre Fotografie und Zeichnung an der Freien Hochschule für Graphik Design/ Bildende Kunst Freiburg (DE)
  • 1993 - 1995 | Konzept und Organisation der Ausstellung „Begreifungskräfte - Künstlerinnen Heute“, Badischer Kunstverein Karlsruhe (DE), Museum Ulm/Stadthaus Ulm. (DE)

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2015 | Hanna-Nagel-Preis, Karlsruhe (DE)
  • 2013 | Karin Abt Straubinger Stiftung, Projektförderung (DE)
  • 2008 | Stiftung Kunstfonds Bonn, Projektförderung (DE)
  • 2003 | Cité Internationale des Arts, Paris (FR)
  • 1987 | Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (DE)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • Ausstellungen / Exhibitions:
  • 2018 | Sammlung Rau im Arp Museum Bahnhof Rolandseck (DE)
  • 2018 | Port25 Mannheim (DE)
  • 2017 | MAST Foundation Bologna (IT)
  • 2016 | Kunstmuseum Heidenheim (DE)
  • 2016 | Museum Morsbroich, Leverkusen (DE)
  • 2015 | Städtische Galerie Karlsruhe (DE)
  • 2015 | Fotofestival Mannheim-Heidelberg-Ludwigshafen (DE)
  • 2014 | Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (DE)
  • 2012 | Goetheinstitut Nancy, (FR)
  • 2012 | Museum MOCAK Krakau (PL)
  • 2010 | Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen (DE)
  • 2010 | Kunstverein Ludwigshafen (DE)
  • 2010 | Fotoforum West, Innsbruck (AT)
  • 2007 | Museum der Universität Tübingen (DE)
  • 2005 | 3. Fotosommer, Stuttgart (DE)
  • 2003 | Fotogalerie Wien, WUK, Wien (AT)
  • 2000 | Museum Karlovy Vary, Tschechien (CZ)
  • 1999 | Muzeum Nardowego Wroclaw (PL)
  • 1994 | Museum am Ostwall, Dortmund (DE)
  • Publikationen / Publications:
  • 2015 | tief blicken, Städtische Galerie Karlsruhe (DE)
  • 2014 | Instrumenta Sceleris, Snoeck Verlag Köln (DE)
  • 2010 | Turn Round, Hatje Cantz Verlag (DE)
  • 2003 | Freude am Leben, Museum im Ritterhaus, Offenburg (DE)
  • 1992 | Froschkönigs Tellerwäsche. Museum am Ostwall, Dortmund (DE)

Persönliche Website

http://www.simonedemandt.de

Arbeiten

Simone Demandt | Dunkle Labore (2008 - 2009)

Simone Demandt | Dunkle Labore (2008 - 2009)

Frei nach Ernst Blochs philosophischer Spekulation „was die Dinge tun, wenn wir den Raum verlassen“ (in Spuren, Suhrkamp Verlag...) entstand von 2007 bis 2009 die Werkreihe „Dunkle Labore/Labs Overnight“, die chemische, physikalische, medizinische und kosmetische Labore etc. ohne Raumbeleuchtung bzw. Tageslicht, menschenleer, im Stand-by-Modus bei Nacht zum Gegenstand hat. Die Serie ist eine subjektive Annäherung an technische (wissenschaftliche) Räume unter speziellen Lichtbedingungen und eine Erkundung atmosphärischer Veränderung bzw. Aufladung von funktionalen Räumen durch Dunkelheit. Die Aufnahmen wurden bei gering vorhandenem Eigenlicht der Labore (Displays, Kontrollanzeigen, Monitore, Notausgangsleuchten etc.) mithilfe eines Timers über 8-10 Stunden auf 4 x 5 Inch-Negativmaterial belichtet.

Format:

Foto / Video

Simone Demandt | Instrumenta Sceleris – Asservate des Verbrechens (2011 - 2013)

Simone Demandt | Instrumenta Sceleris – Asservate des Verbrechens (2011 - 2013)

„Instrumenta Sceleris“ (2011-2013) handelt von den Metamorphosen alltäglicher Gegenstände zu Instrumenten, die ein Verbrechen ermöglichten oder im Verlauf von kriminellen oder affektgesteuerten Handlungen auch Tatwaffen waren. Ich hatte kein Interesse an Waffen, sondern an den in Asservatenkammern archivierten Objekten, die zu Beweismitteln oder Tatwerkzeugen wurden, d.h. banale Gebrauchsgegenstände oder auch von Tätern selbst hergestellte Werkzeuge. Der jeweilige Gegenstand ist in einer Art „Vitrine“ meist auf einfachen, improvisierten Podesten oder Ständern zu sehen. Solchermaßen mit einer „Würdeformel“ inszeniert, entkopple ich die ursprüngliche Bedeutung des Praktischen, Dekorativen oder Symbolischen und konfrontiere die Betrachter mit der verschlüsselte Bedeutung als Teil einer kriminellen Handlung und überlasse sie ihrer Fantasie.

Format:

Foto / Video

Simone Demandt | L.i.t. (Landschaft ist tröstlich) (1992 - heute)

Simone Demandt | L.i.t. (Landschaft ist tröstlich) (1992 - heute)

L.i.t. („Landschaft ist tröstlich“) ist eine seit 1992 offene Werkgruppe, die sich als eine Arbeit mit vorgefundenem Bildmaterial mit dem Landschaftsbild in der Printwerbung der Autoindustrie auseinandersetzt. Mich interessiert das manipulierte und manipulative Landschaftsbild, dessen Format ich so beschneide, dass lediglich das stark angeschnittene Dach des beworbenen Autos zu sehen ist. Der fotografischer Charakter der Landschaften „schreibt eine romantische Seelenimagination fort, wie wir sie aus der Geschichte der Landschaftsmalerei kennen“ (Bernd Künzig) aber die artifiziellen Werbelandschaften sollen Abenteuer in der Wildniss assoziieren aber deren Verlassenheit und Ödniss evozieren besonders aus heutiger Sicht Endzeitfantasien. Diese Deutung überspitze ich mit dem fragmentierten Auto als Relikt eines vergangenen goldenen Zeitalters.

Format:

Foto / Video

Simone Demandt | Players (2017)

Simone Demandt | Players (2017)

In der Serie „Players“ setze ich mich mit dem mir fremden Paintball-Spiel auseinander. Paintball ist ein taktisches Mannschaftsspiel und ein Sport, bei dem sich Spieler mittels Treffen mit Farbkugeln markieren, weshalb Freizeitspieler alte Kleidungsstücke tragen. Paintball versteht sich als Teamsport. Gefordert sind vor allem Teamwork und taktisches Geschick. Alle Spieler tragen Helme, Turnierspieler tragen spezielle Anzüge. Die Diskrepanz zwischen Spiel, Emotionalität und zum Teil martialischer Ausrüstung ist Gegenstand der Porträtserie. Die Spieler wurden auf einem Paintballareal an der Autobahn A5, nähe Achern nach ihren Spielen vor weißem Hintergrund auf Mittelformatfilm aufgenommen. Sie zeigen stolz ihre „Markierer“ (Paintballgeschütze) und gleichzeitig eine berührende Indifferenz und Verletzlichkeit.

Format:

Foto / Video