Über
Während meines Studiums Ende 70 begann ich mich mit Fotografie autodidaktisch zu beschäftigen. 1988 besuchte ich an der Internationalen Sommerakademie Salzburg die Klasse Fotografie bei Michael Schmidt, Berlin. Seither bin ich als Fotograf freischaffend tätig. Seit 1989 leite ich das Projekt Fotografie an der Münchner Volkshochschule ein Studienprogramm für freie Fotografie, leite Fotoworkshops, kuratiere Ausstellungen und habe Lehraufträge an Fotoschulen und diversen Bildungseinrichtungen.
Statement
Als Fotograf bin ich auf der Suche nach meinen eigenen Bildern des Unbekannten und Unbewußten. Ich möchte mir unbekannte Bilder erforschen und Bilder in assoziativen Zusammenhänge bringen. Ich arbeite intuitiv und assoziativ mit meinen unbewussten Schichten. Jedes gefundene Bild soll eine Überraschung sein, eine persönliche Entdeckung mir noch nicht bekannter Bilder. Bilder, die ich schon im Kopf habe interessieren mich nicht mehr, da ich sie schon kenne und deshalb nicht mehr fotografieren muss. Die analoge Fotografie birgt für mich das Geheimnis nicht sofort zu sehen was drauf ist und die Überraschung das entstandene Foto so zu akzeptieren, wie es ist, ohne sofortige Korrekturmöglichkeit, wie z.B. im digitalen. Die analoge Fotografie erfordert den direkten haptischen Umgang mit den Materialien, was ich liebe. Wenn überhaupt nutze ich die digitale Fotografie als Sofortbildkamera und ausschließlich für Farbe. Ich fotografiere da, wo ich mich befinde, unterwegs, tagebuchartig, verfolge aber meine Themen oft jahrzehntelang. Seit 30 Jahren beschäftige ich mich mit Selbstportraits, mit literarischen Themen und Fotoessays. Dazu entwickle ich mit bildsprachlichen Methoden Künstlerbücher und Buchobjekte. Mit meinen Bildern, die ich in Ausstellungen zeige, arbeite ich raumbezogen und installativ. Die Zusammenstellungen und Bildkombinationen sind immer wieder anders und durchbrechen Projektgrenzen. Jede Ausstellung hat ein eigenes Gesicht, auch wenn gleiche Bilder verwendet werden. Meine Bilder und Bildkombinationen regen zu assoziativer Betrachtungsweise an und stellen Fragen, sie lassen Freiräume für Bilder im Kopf des Betrachters. Der Betrachter wird angeregt in seine persönlichen Assoziationen einzutauchen und einen Dialog mit den Bildern aufzunehmen und in die Welt der Bilder einzutauchen.
Ausbildung
- 1988 | Klasse Fotografie bei Michael Schmidt, Berlin an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst, Salzburg (AT)
- 1985-86 | Workshops am Salzburg College, bei Joachim Brohm, Roger Palmer (AT)
- Autodidakt seit 1979
Institution (Berufserfahrung)
- 1989 – 2019 ff. Lehraufträge an der Volkshochschule München (DE)
- 2013 | Workshopleitung Fotografie, Kunstwoche Steyr (AT)
- 2004 | Lehrauftrag Kunstakdemie Vilnius (Vilniaus dailės akademija) (LT)
- 1995 - heute | Gründung u. Leitung des FOTOWERKS - Forum für Fotografie und Kunst (DE)
Ausgewählte Auszeichnungen
- 2006 | Kunstpreis Gersthofen (DE)
Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen
- 2020 | Streitfeld, München, (DE)
- 2015 | Städt. Galerie Traunstein, (DE)
- 2010 | Fahneninstallation Maria-Valeria-Brücke Sturovo/Esztergom (Donau) (SK/HU)
- 1992 | Palais de Tokyo, Paris (FR)
Persönliche Website
http://www.michael-jochum.deArbeiten
Michael Jochum | selbst (1989 -1991 und 1998-2004/2007)
Michael Jochum | selbst (1989 -1991 und 1998-2004/2007)
Der Künstler M.J. nimmt sich selbst zum Bildgegenstand. Er ist Fotograf und Abgebildeter, Akteur und Beobachter zugleich. In einem spielerischen Arbeitsprozess entwickelt er aus schnellen gestischen Bewegungen seine visuellen Untersuchungen der eigenen Person. …. Jochum hebt die Grenze zwischen Subjekt und Objekt in der fotografischen Aktion auf. Was als Bild entsteht, entzieht sich der exakten Kontrolle während der Aufnahme. ... Das Umgebensein von vorgefundenen Materialien an unterschiedlichen Orten bezieht Jochum in den fotografischen Aufnahmeprozess ein. …. Er geht Spuren nach, die sich andeuten und lotet die Vielfalt der Möglichkeiten und Zustände aus. ... Selbst ist Teil einer umfassenden fotografischen Arbeit, die der Künstler immer wieder in neue bildsprachliche Zusammenhänge stellt und verändert. In den Bildern geht es um Leben und Tod und Zwischenräume - feinfühlig, schonungslos, existentiell. Petra Gerschner
Format:
Foto / Video
Michael Jochum | Rites de passage (Übergangsriten) (1994 - 1998/2001)
Michael Jochum | Rites de passage (Übergangsriten) (1994 - 1998/2001)
Begriff aus der Ethnologie; geprägt von A. van Gennepp, Les rites de passage, Paris, 1909 bezeichnet Riten, die den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt oder Gemeinschaft begleiten. Diese sind meist mit Reinigung und Symbolik von Sterben und Auferstehung verbundene Handlungen. Geburt, Geschlechtsreife / Initiation, Sterbe- und Todesriten. Jede Fotografie markiert einen Übergang vom Augenblick zum Vergangenen. Fotografieren wird daher selbst eine Art rite de passage, eine vor der Kamera liegende Wirklichkeit wird in eine Bildwirklichkeit verwandelt, etwas nur im Augenblick Existierendes in Dauerhaftes. Wie bei zeremoniellen Handlungen (Riten) spielt auch bei der Fotografie der Tod eine wesentliche Rolle (nach R. Barthes »Die helle Kammer«) Die Arbeit ist als Buch konzipiert und bezieht sich assoziativ auf diese Thematik, wird aber auch in Form einer Ausstellung gezeigt.
Format:
Foto / Video
Michael Jochum | R.o.T. (1998 - 2001/2005)
Michael Jochum | R.o.T. (1998 - 2001/2005)
...aus den Archiven subjektiven Erinnerns wird ein allgemeines Repertoire geschaffen, das an Bilder aus der eigenen Familiengeschichte erinnert. Familienbilder werden durch erneutes Fotografieren (Refotografie) auf ihren Erinnerungsgehalt und ihre eigene Vergangenheit befragt. Ausschnitte, Unschärfen, und Beleuchtung lassen neue Bilder entstehen. Material und Gebrauchsspuren werden sichtbar, und verweisen damit auf Vergangenheit und Geschichte. Wie Erinnerungen zeigen sie Risse, Spuren Kratzer oder verschwimmen mehr oder weniger. Die Arbeit will keine Familiengeschichte anhand von Bildmaterial rekonstruieren, sondern bleibt wie Erinnerung bruchstückhaft und durchsetzt mit anderen Bildern. Einzig die Bilder rekonstruieren ihre eigene Geschichte.
Format:
Foto / Video
Michael Jochum | „bridge over troubled water“ (2010)
Michael Jochum | „bridge over troubled water“ (2010)
Fahneninstallation Maria Valeria Brücke – Donau (9-2010) Sturovo/Esztergom SK/H Portraits auf Fahnen 32 Fahnen, je 3x2 m + 6 Schrifttransparente; 2x100 m Gesamtlänge Sponsor: Lansche Fahnen HansLansche GmbH, www.lansche-fahnen.de Der Songtitel von Simon and Garfunkel. (ca.1970) verweist sinnbildlich auf Verbinden und Trennen, und damit verbundene Konflikte. Dies spiegelt die wechselvolle Geschichte der Brücke - von Zerstörung und Wiederaufbau - und der konfliktbeladenen Beziehung zwischen den Staaten Ungarn und Slowakei wider. Auch verweist er auf das Wasser: die Donau, „der europäische Fluß“, der sowohl verbindend (Handel) als auch trennend gewirkt hat (Kriege der 90er, ethnische Konflikte seit dem 15. Jahrhundert bis heute) Die Installation aus Texttransparenten und Fahnen war aus der Distanz, aber auch auf der Brücke sichtbar. Die Portraits entstanden in einem „open air studio“ von Passanten. Sie konnten ihre Fotos gratis abholen. Die Arbeit entstand im „Brückenwächter“-Stipendium in Štúrovo – SK.
Format:
Foto / Video