Über

Seit Beginn der achtziger Jahre ist Fotografie für mich das faszinierendste Medium. Nach einer Haft 1982 im Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen wählte ich 1986 die Übersiedlung nach Westberlin. Nach einem Aufenthalt in der Villa Massimo Rom und Ausstellungsbeteiligungen in der Nationalgalerie, der Akademie der Künste und der Berlinischen Galerie, begann ich engagierte Dokumentarfilme zu drehen.

Statement

Die szenische Fotografie setze ich zur visuellen Kritik an Bilderscheinungen verschiedener Epochen ein. Die Feststellung Paul Virilios: „Es gibt keine Freiheit ohne die Intelligenz der Wahrnehmung“ (2000) ist dabei mein Credo geworden. Schon in Ostberlin entwickelte ich in szenischen Fotografien eine Parallelwelt zur unbedingten Anpassung, die die Nomenklatura der DDR von den Bürgern verlangte. In den Bildern werden Themen wie Einsamkeit, Heimkehr, Verletzung, Verschwendung verdichtend visualisiert. Straßen und urbane Orte begreife ich als Spielräume für die DarstellerInnen meines „Fototheaters“. Meine Inspiration erfuhr ich z.B. von Künstlern wie Michelangelo, Baldung Grien, Lucas Cranach, da Vinci und Musil, W. Eugene Smith. T.O. Immisch, langjähriger Leiter der fotografischen Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg, Halle (Saale) beschrieb 2003 meine fotografische Arbeitsweise treffend: „Was Leupold sich erarbeitet hat und was seine Fotokunst ausmacht, versucht man zusammenzufassen in drei polaren Spannungen zwischen Statik und Dynamik, zwischen Kontemplation und Narration, zwischen Scherz und Symbol. In den Bildern fallen diese Dimensionen und Kategorien nicht auseinander, sondern verschmelzen teilweise oder ganz.“ Mit mehreren Dokumentarfilmen versuche ich, Schicksale, die zu wenig Öffentlichkeit erhalten, zu publizieren. Seit 2007 teile ich meine Erkenntnisse mit Studierenden der University of Applied Sciences Europe Berlin, deren Bereich Art&Design ich mitgegründet habe.

Ausbildung

  • 1987-94 | Qualified Designer/ Master, College of Arts, Berlin | Diplom und Meisterschüler Visuelle Kommunikation, Hochschule der Künste (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • 2014 - today Professorship for Photography and Documentary Film, Art&Design department, Program Photography, University of Applied Sciences Europe Berlin (DE)
  • 2007-2014 Principal and Professorship for Photography, Berliner Technische Kunsthochschule (DE)

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2015 | Socially Relevant Film Festival New York Best Documentary Film Award Grand Prize, Maysles Cinema (US)
  • 2015 | Best Feature Documentary, CineFest, Los Angeles (US)
  • 2008 | Best Photographer of the Year, Photo Festival, Lianzhou (CN)
  • 1997 - 98 | Scholarship, German Academy Villa Massimo, Rome (IT)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • Ausstellungen / Exhibitions:
  • 2023 | Kunsthalle Erfurt (DE)
  • 2020 | Galerie Bernd A. Lausberg, düsseldorf photo+ (DE)
  • 2018 | Photo Edition Berlin (DE)
  • 2013 | Argus Fotokunst, Berlin (DE)
  • 2012 | Berlinische Galerie, Berlin (DE)
  • 2009 | Akademie der Künste, Berlin | (DE)
  • 2004 | Staatliches Historisches Museum, Moskau Kuratorengremium (RU)
  • 2004 Kunsthalle Erfurt, (DE)
  • 2004 Alte Feuerwache Fotogalerie Mannheim (DE)
  • 2003 Kunstmuseum Moritzburg, Halle (Saale) (DE)
  • 2003 Kunst- und Medienzentrum Berlin, (DE)
  • 2003 | Nationalgalerie Berlin (DE)
  • 1998 | Kunsthalle Erfurt (DE)
  • 1997 | Academia Tedesca Villa Massimo, Roma (I)
  • 1996 - 98 | 1th Ars Baltica Triennale of Photographic Art, Paris, Berlin, Warzcawa, Helsinki, Odense, Dresden (DE, PL, FR, DK, FIN)
  • 1995 Photographic Ressource Center at Boston University (US)
  • 1992 Bauhaus Dessau (DE)
  • Bücher / Books:
  • 2020 | "Scenic Photographs“, blurb.com Berlin (DE)
  • 2003 |"Die Vergangenheit hat erst begonnen – Szenische Fotografien“ 1983 – 1999, Landeskunstmuseum Halle und Schaden-Verlag, Köln (DE)
  • 1996 | "Die Schönheit der Frauen – Photographische Freilichtstudien", Leipzig (DE)
  • 1992 | "Fahnenappell – Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953", Marburg (DE)
  • Dokumentarfilme / Documentaries:
  • 2020 | "The Song of the Valley", with Marie Séférian, Lebanon, 52 min (DE)
  • 2019 | "Hugo Jaeggi Photographer – Dreams are often real enough", with Jérôme Depierre, 52 min, SRF1 (CH)
  • 2015 | "Lighter Than Orange – The Legacy of Dioxin in Vietnam", Vietnam, 72 min, Deutsche Welle (DE, US, FI, MY, VN, GBR, ES, CN)

Persönliche Website

http://www.matthiasleupold.com

Matthias Leupold | Essays and speeches since 1985 (selection)

Matthias Leupold | Essays and speeches since 1985 (selection)

Alexia Amoriello New York City Independent Film Festival, Lighter than Orange, 2015 Prof. Dr. Ulrich Eckhardt, 1973-2001 Intendant der Berliner Festspiele Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung Die Vergangenheit hat erst begonnen Kunst- und Medienzentrum, Berlin-Adlershof, 2003 Enno Kaufhold, 1. Ars Baltica Triennale der Photokunst – Wiederkehr des Vergangenen – Ende der Utopien, Buchhandlung Walther König, 1996 T.O. Immisch, Matthias Leupold, Erfundene Bilder Kerstin Stremmel, Künstliche Wahrheiten | Artificial Truths Die Vergangenheit hat erst begonnen,Schaden Verlag Cologne, 2003 Barbara Barsch, Bildende Kunst, Ostberlin, 9/1985

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Matthias Leupold | Katalog: Fahnenappel, Bauhaus Dessau (1992)

Matthias Leupold | Katalog: Fahnenappel, Bauhaus Dessau (1992)

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Arbeiten

Matthias Leupold | Fahnenappell – Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953 (1988 - 89)

Matthias Leupold | Fahnenappell – Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953 (1988 - 89)

Die Kunstwissenschaftlerin Dr. Barbara Barsch schickte mir nach Westberlin einen vergilbten Katalog mit Reproduktionen der III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953. Die dort gezeigten Werke orientierten sich an der Doktrin des Sozialistischen Realismus und bestimmten als Teil der Formalismusdebatte die Normen und Themen der visuellen Vermittlung der sozialen Wirklichkeit in der DDR. Mehr als die einzelnen Exponate der III. Deutschen Kunstausstellung interessierte mich deren Normativität in Form und Inhalt, der mir aus meiner Kindheit vertraut war. Mit dem Mittel der Fotoinszenierung entwarf ich eine visuelle Kritik zu ausgewählten Gemälden und Skulpturen. Die Bildfolge wurde 1992 im Bauhaus Dessau gezeigt, danach auf vielen Ausstellungen.

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Foto / Video

Matthias Leupold | Die Schönheit der Frauen – 38 Photographische Freilichtstudien (1995)

Matthias Leupold | Die Schönheit der Frauen – 38 Photographische Freilichtstudien (1995)

In der schwarz-weißen Serie Die Schönheit der Frauen – 38 Freilichtstudien beziehe ich mich auf einen Bildband „Die Schönheit der Frauen“, herausgegeben von Ed. Daelen und Dr. Paul Hirth, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich hohe Auflagen erzielte. Als Lehrbuch für angehende Kunsthandwerker mit vermeintlich sachlichen Kommentierungen kaschiert konnten die Herausgeber zahlreiche Akte mit eher erotischem Inhalt publizieren und auf diese Weise die Zensur umgehen. Durch das Aufgreifen des Schönheitsideals der Jahrhundertwende um 1900 zeige ich, wie sehr ästhetische Ideale einem stetigen Wandel unterliegen und stets Doktrinen unterworfen sind. https://www.artsy.net/show/photo-edition-berlin-matthias-leupold-the-beauty-of-women-open-air-photographic-studies

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Foto / Video

Matthias Leupold | Lighter than Orange – The Legacy of Dioxin in Vietnam (2015)

Matthias Leupold | Lighter than Orange – The Legacy of Dioxin in Vietnam (2015)

Documentary Film 72 min, EN, DE, VI, FR, ES, IT, RU Im Film berichten fünfzehn nordvietnamesische Veteranen über ihre Erinnerungen an den Krieg sowie die Folgen des Einsatzes von Agent Orange. Heute leben schätzungsweise mehr als 3 Millionen Opfer von Agent Orange. Der Dokumentarfilm zeigt anhand von Einzelbiografien ein politisches Scheitern auf. Die Veteranen brachten vielfach Veränderungen ihrer DNA aufgrund des Kontaktes mit dioxinhaltigen Herbiziden aus dem Krieg mit nach Hause. Da diese genetischen Veränderungen über Generationen weitergegeben wurden, leiden ihre Kinder auch heute noch an unheilbaren Krankheiten und lähmenden Missbildungen. www.lighterthanorange.com

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Foto / Video

Matthias Leupold | Die Vergangenheit hat erst begonnen – Szenische Fotografien, Ostberlin (1983 - 1989)

Matthias Leupold | Die Vergangenheit hat erst begonnen – Szenische Fotografien, Ostberlin (1983 - 1989)

Das Fotografie-Dogma der DDR bestand im Dokumentarischen. Meine ersten Bilder setzten eine Parallelwelt dagegen, deren Aussage für Zeitgenossen leicht zwischen den Zeilen zu lesen war. Daher konnten die Arbeiten erst 2003 unzensiert gezeigt werden. Die Personal-Ausstellung in Berlin 2003 eröffnete Prof. Ulrich Eckhardt mit folgenden Worten: „Leupolds Bilder [...] erschließen sich durch genaues Hineinblicken des Einzelnen – eine Schule des Sehens, die Einblicke in Zusammenhänge anbietet. Ganze Geschichten sind fokussiert in dem einen alles bündelnden Schlüsselbild, von dem aus eine Erzählung rückwärts und vorwärts lesbar ist – ein Spiel mit unserer Assoziationsfähigkeit [...] scheinbar affirmativ und konservierend, in Wahrheit jedoch kritisch reflektierend und zum Weiterdenken auffordernd.“

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Foto / Video