Über

"Dass die Dinge nicht so sind, wie sie erscheinen, war für mich damals eine Erleuchtung, es war als hätte sich die Tür zu einer geheimnisvollen Welt geöffnet - zu einem Universum, das Stufe um Stufe erkunden und Einsichten gewinnen kann.” Manfred P. Kage über den Moment, als er als Achtjähriger während der Kriegszeit zum ersten Mal durch ein Mikroskop schaute. Diese Idee liess Kage seit diesem ersten Blick in das Mikroskop nicht mehr los. Es entstanden die Neugier und der Entdeckergeist zu erfahren und darzustellen, was die Welt im Innersten zusammenhält, welche komplexen Netzwerke existieren – eine Vision, die weit über unsere Welt hinausreicht und welche ihn in seinem Leben und Wirken antrieb. Er ließ sich weder im wissenschaftlichen noch im künstlerischen Bereich von vermeintlich vorhandenen Grenzen beeindrucken. Dennoch sah er sich selbst selten als Grenzgänger, vorrangig befasste sich mit einem Disziplinen sprengenden Denken und einem umfassenden Anspruch an seine künstlerische und wissenschaftliche Arbeit sowie mit der Visualisierung sensibler und komplexer Natur-Systemen. Manfred P. Kages Ziel war es, die Grenzen des Denkbaren zu sprengen, mutig komplexe Herausforderungen anzugehen, in neue Wissensbereiche und verborgene Welten vorzudringen und sich insbesondere nicht von denkerischen Grenzen oder teilweise gewünschten Festlegungen einschränken oder einengen lassen. Er stand kämpferisch für seine Überzeugungen und für einen vielschichtigen Blick auf unsere Welt ein und verfolgte konsequent und empirisch seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Weg sowie die Bearbeitung des Übergangsfeldes zwischen Wissenschaft und Kunst. In dieser Form arbeitete und wirkte er als Pionier, Vordenker und als eines der wenigen zeitgenössischen „Allroundgenies“, das weltweit u.a. von zahlreichen Wissenschaftler, Künstlern und Kuratoren anerkannt wurde. Bis kurz vor seinem Tode kreierte Manfred P Kage Erfindungen, Ideen und Visionen für künstlerische und wissenschaftliche Projekte und Geräte.

Statement

Manfred P. Kage erkannte bereits Ende der 1950er Jahre die Möglichkeit der Nutzung ästhetischer Elemente der Mikrofotografie zur Erzeugung von „Kunstformen“. Sie führten ihn zu der erstaunlichen Entdeckung der Gestaltqualität von Naturformen und neuer Sichtbereiche. Mit innovativen Techniken zur Darstellung in der künstlerischen Fotografie sowie der Multimedia- und Videokunst, drang er in neue visuelle Sehwelten vor und erreichte bei seinen mikrofotografischen und apparativen Kunstwerken eine Ästhetik ganz eigener Dimension. Kage sah es als fantastische Herausforderung intelligentes und ästhetisches Naturdesign zu betrachten und darzustellen - und hiermit die Perspektive des Menschen und seinen Platz in einem größeren System auf fantastische Weise zu erweitert. Innerhalb des künstlerischen Schaffens Kages stand oftmals das Mikroskop im Zentrum des Rätsels des Lebendigen, das in unterschiedlicher Weise die Grenzen verschiedenster Größendimensionen überwinden kann. Ergänzt wird das Mikroskop durch die Phantasie und Vorstellungskraft, die der Erforschung und dem Entdecken Sinn verleiht. Mit der Vorstellungskraft können Raum- und Zeitdimensionen durchdrungen werden: Das Ziel Kages war es mit seinen Multimediakonzerten und Performances den Zuschauern als sinnliche Wahrnehmung seine Raum-Zeit-Dimensionen in einem phänomenologischen Bewusstsein zu eröffnen: das „Wirken des kosmischen Designs von den Grenzen der kosmischen Materie über die unglaubliche Vielfalt der Mikrostrukturen“ - die Verschmelzung des Mikro-, Meso- und Makrokosmos. Als Foto-, Multimedia- und Videokünstler visualisierte Manfred P. Kage das Unsichtbare, insbesondere die Komplexität, Sensibilität und Schönheit der Natur im von ihm empirisch bearbeiteten Übergangsfeld zwischen Wissenschaft und Kunst (siehe „Fotografie informell“ und „Science Art“, Begriffe die er zusammen mit weiteren Begrifflichkeiten ersann und als Kunstrichtung für seine Kunst prägte). Mit dieser Vision manifestiert er seine individuelle Interpretation der Synthese aus Wissenschaft und Kunst (“Science Art”). Die Vielfältigkeit seiner Tätigkeitsbereiche, der Pionierarbeit, seiner Erfindungen und visionären Ideen umfassten sein Lebenswerk. Kages Bestreben war es, nicht ausschließlich ein reines Abbild wissenschaftlichen Inhalts zu erschaffen, er wollte die maximale Ästhetik und Erkenntnis miteinander verschmelzen. Als herausragendes Beispiel ist in diesem Zusammenhang das „Optische Konzert“ zu nennen. Die erste Proklamation erfolgte als Manifest in Verbindung mit der Gruppe ZERO („Zur Realisation des optischen Konzerts“ 1961). Als bahnbrechende Idee spielte Kage seine Effekte in Echtzeit und interaktiv wie eine Art Piano-Klaviatur als synästhetische Performance. Intention Kages war es u.a. Naturvorgänge im Mikrobereich in einem Farbenrauschkonzert zu präsentieren. Dies realisierte Kage u.a. mit selbstgebauten Projektoren und weltweit einzigartigen Erfindungen, wie einer selbstgebauten achtkanaligen Lichtorgel und Reprokaleidoskopen, Kristallprojektoren mit einzigartigen Farbfiltersystemen sowie Film- und Fotoaufnahmen mikroskopischer Strukturen. und eigens für ihn gebauten Videosynthesizern. Heutzutage wird das „Optische Konzert“ vom Familienkünstler Kollektiv „K4i“ (Manfred Kage, Christina Kage, Ninja-N. Kage, Oliver Kage) in moderner Umsetzung als medialer, abstrakter Lichtraum, als Großprojektion an Kuppeldächer, in Naturräumen und an architektonischen Bauten sowie als synästhetische interaktive Performance mit Livemusik unterschiedlicher Musikkünstler aufgeführt. Auf diese Weise eröffnen sich den Betrachtern erstaunliche Sehwelten, welche die unterschiedlichsten Dimensionen und Wirklichkeiten in Raum, Materie und Zeit miteinander verschmelzen lassen. Die ursprüngliche Idee Manfred P. Kages die optischen Effekte live wie eine Art Klaviatur zu spielen ist auch heute zentraler Bestandteil der Performance.

Ausbildung

  • Nach 1955 | Privatstudium der Malerei
  • 1953-1955 | Ausbildung zum Chemieingenieur, Chemisches Institut Dr. Flad, Stuttgart (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • 1992 - 1993 | Gastprofessur an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe (DE). Manfred P.Kage entwickelte dort ein Studienfach für wissenschaftliche, experimentelle Fotografie im Bereich der Medienkunst.
  • Über 20 Jahre war Kage zudem freier wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für leichte Flächentragwerke (IL) bei dem Architekten Frei Otto und bei „Bild der Wissenschaft“ in Stuttgart. IFL: ab 1970 BDW: ab 1975

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2013 | Royal Photographic Society’s International Images for Science (GB)
  • 2012 | Kulturpreis der DGPh (Deutsche Gesellschaft für Photographie) (DE)
  • 2006 | 1. Preis Wissenschaftsfotografie, FOCUS Wettbewerb, München (DE)
  • 1994 | Beste wissenschaftliche CD-Rom des Jahres, Produzent Titus Leber, Institute Louis Pasteur, Paris (FR)
  • 1992 | Award Show your colors. Certificate of Exellence, Category: Photography&Illustration
  • 1987 | SAIBU Gas Museum (JP)
  • 1980 | “World best Photomicrographs”, New York Microscopical Society Rockefeller Center, Nikon-House, Fifth Avenue (US)
  • 1978 | Preis Fotobuch-Sonderschau, Stuttgarter Buchwochen (DE)
  • 1975 | Videofilm „Impressionen aus der Hohen Mongolei“ mit Salvador Dalí, (WDR), in England preisgekrönt (GB)
  • 1973 |Bestes Photo, Bereich Wissenschaft. Photowettbewerb Werbe-Mode-Industriefotografie, AWI´73 (DE)
  • 1970 | The best Colorphotographs of the world, Gottschalk Gallery Düsseldorf, Kamp-Hüs, Kampen, Sylt (DE)
  • 1970 | „EXPO 70 – Weltausstellung“, Osaka (JP)
  • 1969 | “Diploma di Partecipazone”, 1. Salone cine foto ottica, Pallazzo dell´Arte, Milano (IT)
  • 1967 | “Certificate Report 65´66”, New York, Denver, Toronto, ICTA (US / CA)
  • 1966/67 | 1. Jahreswettbewerb Graphic Design (DE)
  • 1966 | Obelisk für Verdienste in Photographie und Wissenschaft, Photokina Köln (DE)
  • 1964 | Kinofilm „Die Feder“ Ein Wunderwerk der Natur, ein 35 mm Film Kamera Manfred Kage, Kurt Hirschel, preisgekrönt mit Prädikat „Wertvoll“ von Filmbewertungsstelle Wiesbaden (DE)
  • 1962 | 1. Preis der Kunstbiennale mit Mitgliedern der Gruppe ZERO, Biennale Internationale d’Arte Rep. di San Marino, Verucchio (IT)
  • 1959 | Urkunde Farbige Papierbilder, Verband Deutscher Amateurfotografen-Vereine, Hannover (DE)
  • 1958 | Urkunde Bildmäßige Farbfotografie (Diapositiv), Verband Deutscher Amateurfotografen-Vereine, Reutlingen (DE)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • Ausstellungen / Exhibitions:
  • 2018 | Stiftung Domnick, Nürtingen (DE)
  • 2016 | Gasometer Oberhausen, Oberhausen (DE)
  • 2015-2019 | Mikrofotografien für die Sonder-Briefmarkenserie „Mikrowelten“ der Deutschen Post AG, Herausgeber: Bundesministerium der Finanzen, (DE)
  • 2015 | ZKM Karlsruhe, Karlsruhe (DE)
  • 2015 | Martin-Gropius-Bau, Berlin (DE)
  • 2013 | Royal Photographic Society, London, Wanderausstellung durch Europa (GB/EU)
  • 2012 | Deutsches Museum, München (DE)
  • 2010 | Alfred Ehrhardt Stiftung, Berlin (DE)
  • 2010 | Museum für Fotografie, Berlin (DE)
  • 2005 | „Der Fischer und seine Frau“, Kinofilm von Doris Dörrie, München (DE) und Bühnenfilmbild auf Salzburger Festspielen (AT)
  • 1999 | BFF - Triennale der Photographie, Deichtorhallen Hamburg, (DE)
  • 1995 | National Museum for Natural Science, Taichung (TW)
  • 1995 | Staatliches Museum für Naturkunde, Stuttgart (DE)
  • 1987 | SAIBU Gas Museum (JP)
  • 1986 | ars electronica, Linz (AT)
  • 1982 | Museum of Modern Art, New York (US)
  • 1972 | XX. Olympischen Spiele, München (DE)
  • 1970 | EXPO 70, Osaka (JP)
  • 1967 | Weltausstellung, Montreal (CA)
  • 1964 | Kunstgewerbemuseum, Zürich (CH)
  • 1962 | Biennale Internationale d’Arte Rep. di San Marino, Verucchio (IT)
  • Publikationen / Publications
  • 2015 | Buch „KAGEs fantastische Wasserwelten” (DE)
  • 2013 | Buch „KAGEs fantastische Kristallwelten” (DE)
  • 2012 | Buch „KAGEs fantastische Insektenwelten” (DE)
  • 2010 | Buch „KAGEs fantastische Mikrowelten“ (DE)
  • 1985 | Buch „Chips - Die Technik in unserer Zeit“ (DE)
  • 1984 | Buch „Siliziumwelt“ (DE)
  • 1981 | Buch „Faszination des Lebendigen“ (DE)
  • 1978 | Buch „Kunstformen der Technik“ (DE)

Persönliche Website

https://www.kage-science-art.de

Arbeiten

Manfred P. Kage | Fotografie informell (ab 1958)

Manfred P. Kage | Fotografie informell (ab 1958)

Apparative Kunst: von homogenen Bildern zu aufgelösten Formationen - „Von der Struktur zur Gestalt“. „Fotografie informell“ 1958 von M.P. Kage aus der Taufe gehoben als Analogie zur informellen Malerei. Seit 1961 beteiligte Kage sich auch als ZERO-Künstler u.a. mit seinen Schwarz-/Weiß-Serien an Ausstellungen, Performances und Multimediapräsentationen.

Format:

Foto / Video

Manfred P. Kage | Polychromatische Variationen (ab 1957)

Manfred P. Kage | Polychromatische Variationen (ab 1957)

Visualisierung des Unsichtbaren: Durch Manfred P. Kages 1957 gemachte Erfindung des „Polychromators“, einer Art optischen Synthesizers, gelangen ihm brillante vielfarbige Bildwerke, die er „Polychromatische Variationen“ nannte. Diese spezielle künstlerische Linie entwickelte Kage später ab 2006 zu der „Polychromatischen [R]Evolution“ weiter.

Format:

Foto / Video

Manfred P. Kage | Science Art (seit 1966)

Manfred P. Kage | Science Art (seit 1966)

Manfred P. Kage war die erst Person in Deutschland, die als Privatperson ein Raster-Elektronen-Mikroskop besaß und erfand weltweit erstmals die Farbaufnahme direkt am Rasterelektronenmikroskop. Ab 1977 begründete er „REM Science Art“ für seine rasterelektronenmikroskopischen Bildwerke und die Darstellung der Ästhetik von Naturformen.

Format:

Foto / Video

Manfred P. Kage | Kristalloptische Bildwerke (ab 1956)

Manfred P. Kage | Kristalloptische Bildwerke (ab 1956)

Kage erkannte bereits Ende der 1950er Jahre die Möglichkeit der Nutzung ästhetischer Elemente der Mikrofotografie zur Erzeugung von „Kunstformen“. Sie führten ihn zu der erstaunlichen Entdeckung der Gestaltqualität von Naturformen und neuer Sichtbereiche. Manfred P. Kage entwickelte ab 1967 Repro-Kaleidoskope für die Mikrofotografie und Projektoren für seine Multi-Media-Installationen und Performances, welche seine künstlerische Arbeit ergänzten. Mondgestein (entsprechend irdischem Element) Pyroxen mit Schocklamellen. Erstmalige farbige Veröffentlichung in einem Magazin (Weltexklusiv „Bild der Zeit“ 1971)

Format:

Foto / Video