Über

Meine verschiedenen Leben als Physiker, Fotokünstler, Journalist und Unternehmer sehe ich nicht als Widerspruch. Unlösbar ist jedoch die Konkurrenzsituation, in der die verschiedenen Existenzen um die Ressource Zeit stehen.

Statement

Ich benutze meine Kamera wie ein Laborgerät, mit dessen Hilfe ich durch bestimmte Parameter, wie Verschlusszeit, Belichtung und Perspektive Dinge sichtbar machen kann, die sonst verborgen blieben. Meine Kunst entsteht an spezifischen Orten, meist in öffentlichen Räumen, wie Flughäfen, Bahnhöfen, Verkehrswegen oder Bürogebäuden. Ich portraitiere mit dieser "situ art" jedoch nicht konkrete Örtlichkeiten, sondern fange viel mehr Situationen und Befindlichkeiten ein: Das Zusammentreffen von Menschen, die durch gemeinsame Ziele und Interessen verbunden sind und ihr Bemühen, mit einander und ihrer Umgebung zu kommunizieren. Üblicherweise baue ich die Kamera wie ein wissenschaftliches Experiment auf, um technisch optimales Ausgangsmaterial aufzuzeichnen. Der Verschluss wird automatisch ausgelöst, wenn geeignete Objekte ins Blickfeld geraten. Diese seriellen Fotos, von denen typischerweise zehntausende während der ersten Phase eines Projekts anfallen, bilden die Basis für eine Neuinpretation der Realität. Vom Raum bleiben nur wenige, abstrakte Merkmale, wie Fußboden-Muster, Treppen oder andere Architektur-Fragmente. Umso deutlicher treten die Menschen als Akteure hervor: Individuen, die als sich als Gruppe einem Dresscode unterwerfen, rätselhafte Handlungen ausführen oder unsichtbaren Zielen zustreben. Meist bleibe ich unbeteiligter Beobachter des Geschehens. Doch manchmal ändert schon der Akt des Beobachtens das, was passiert. Manche meiner Arbeiten rekonstruierter Realität schaffen durch ihre Installation in Form von großformatigen Drucken oder Objekten (z.B. Glasdruck) ein Portal in diese Parallelwelt.

Ausbildung

  • 1993 | Promotion Dr. rer. nat. (experimentelle Halbleiterphysik) (DE)
  • 1989 | Diplom Physik, Informatik, Journalistik
Universität Hamburg (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • 2014 - heute | Unternehmensberatung, Orgelbau (DE)
  • 2006 - heute | Medienkunst, künstlerische Fotografie, Industriefilm (DE)
  • 2000 - 2006 | Mitgründer, Entwicklungsvorstand und COO, Advalytix AG, München (DE)
  • 1996 - 2000 | Wissenschaftsredakteur, stellv. Ressortleiter „Zukunft“, DER SPIEGEL, Hamburg (DE)
  • 1993 - 1995 | Wissenschaftsredakteur Focus, München (DE)
  • 1989 - 1993 | Wissenschaftl. Mitarbeiter,
Ludwig-Maximilians-Universität, München (DE)
  • 1989 - 1993 | Freier Wissenschaftsjournalist (DE)

Persönliche Website

http://scriba.photography

Arbeiten

Jürgen Scriba | Situ Art (2007 - 2013)

Jürgen Scriba | Situ Art (2007 - 2013)

Was könnte öffentlicher sein als eine Rolltreppe im Berliner Hauptbahnhof oder die Check-in Halle des Hamburger Flughafens? Und doch scheinen sich die Menschen, die hier transportiert werden, in ihrer ganz privaten Sphäre zu bewegen. Jeder wird auf dieser Bühne zum Selbstdarsteller, die Menge zu einem Panorama von Individualisten. Diese Menschen haben ein Ziel, sie haben einen Auftrag, sie haben Pläne. Sie reisen, um zu kommunizieren. Sie wollen etwas darstellen, spielen eine Rolle und zeigen doch auch trotz Business-Uniform vor allem sich selbst.

Format:

Foto / Video

Jürgen Scriba | Travelers (2007)

Jürgen Scriba | Travelers (2007)

Menschen in Bewegung. Reisende im Transit. Ihre Spuren zeigen die Choreographie des Zufalls, das Wechselspiel von Ort und Zeit. Diese Bilderserie ist ein Schwesterprojekt des Timescape-Videos „berlin.central“, das ca. 80.000 Einzelbilder aus dem Berliner Hauptbahnhof zur Filmsequenz animiert. Die Standbilder kombinieren chronologisch sortierte Bewegungsphasen und machen so die flüchtigen Konstellationen sichtbar. Zwei Installationsansichten zeigen die Bar des Hotels gegenüber dem Bahnhof. In dem aus Panoramabildern montierten Schnitt durch das Gebäude sind Monitore integriert, die sporadisch Videosequenzen aus der Serie wiedergeben.

Format:

Foto / Video

Jürgen Scriba | Element 1 / Ignition (2012)

Jürgen Scriba | Element 1 / Ignition (2012)

Der griechische Philosophen Empedocles versuchte, alle Materie durch die Kombination der vier Urelemente zu beschreiben. Natürlich wissen wir längst, dass diese Anordnungen von Atomen nicht physikalisch elementar sind – ja nicht einmal eindeutig definierte Substanzen. Dennoch hat die Vorstellung von den mystisch reinen Naturstoffen immer noch eine starke Anziehungskraft. In der Serie "Element_1" benutze ich die Fotografie, um das flüchtige Element Feuer in einem neuen Aggregatzustand zu fixieren. Bilder aus der Serie benutze ich für die Glasdruck-Installation "Ignition" in der Bar eines Stuttgarter Hotels zum Thema "Robert Bosch", dessen elektrische Zündung das Element Feuer für die Beschleunigung der Fortbewegung mit Verbrennungsmotoren zähmte.

Format:

Foto / Video

Jürgen Scriba | Aussendienst (2016 bis heute)

Jürgen Scriba | Aussendienst (2016 bis heute)

Durch die Verkettung merkwürdiger Umstände parkte ich vorübergehend die Fotografie und ging einer anderen Arbeit nach. Zunächst litt ich darunter, dass ich keine Zeit zum Fotografieren hatte. Dann wurde mir klar, dass die Situation neue künstlerische Möglichkeiten eröffnet. Mein Auto wurde zur Kamera. Eigentlich bürgt die technische Anordnung für größtmögliche Authentizität. Der an meinem Wagen befestigte Bildsensor hält fest, was da draußen ist. Und doch zeigen die Bilder meine höchst subjektive Wahrnehmungen. Normalerweise geht das Gehirn beim Autofahren in eine Art Automatikmodus. Wenn es gelingt, die Filter auszuschalten, finde ich mich plötzlich in surrealen Szenerien wieder, deren Existenz sichtbar gemacht werden will. weitere Arbeiten aus der Serie: https://aussendienst.photography

Format:

Foto / Video