Über

Nach einer Fotografenlehre in Hannover habe ich als Bildjournalist bei der „Hannoverschen Presse“ gearbeitet. Im Jahr 1966, nach absolvierter Meisterprüfung in Hamburg, habe ich mich mit einem eigenen Studio in Hannover mit den Arbeitsschwerpunkten Menschen-Fotografie in Portraits, Werbung und Journalismus selbstständig gemacht. Mit gleichgesinnten Freunden habe ich die erste, nicht-kommerzielle Fotogalerie in Deutschland (Photogalerie spectrum) gegründet, die dann 1991 in das Sprengel Museum integriert wurde. Von der puren Dienstleistungsfotografie habe ich mich verabschiedet und fotografiere jetzt eigene Themen.

Statement

Meine Fotos, die ich frei und ohne Auftrag mache, sollen bei den Bild-Betrachtern Wirkungen erzielen – ich will nicht nur zum Schauen, sondern auch zum Denken anregen! Die Fotos müssen sprechen können. Beim Betrachter soll nicht nur das Vordergründige wahrgenommen werden, man soll erfahren, welche Intentionen und Absichten der Fotograf hatte. Als Fotograf interessiert mich eben auch das „Bild hinter dem Bild“. Grundsätzlich möchte ich zeitgerechte Bilder machen, die aber auch zeitlos sind, das heißt die Zeit, in der ich lebe, fotografisch festzuhalten. Johann Wolfgang von Goethe ist für mich der eigentliche Erfinder der Fotografie. Er ließ den Faust einmal sagen: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“ Den schönen Augenblick festzuhalten, ist doch auch die Idee der Fotografie. Nichts ist schöner als den schönen Augenblick für die Zukunft festzuhalten Der frühere Satz: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ ist leider hinfällig geworden, denn durch die Digitalisierung, und die unendlichen Manipulations-Möglichkeiten, u.a. durch Photoshop werden heute Bilder auch erfunden, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt! Und damit wird die Glaubwürdigkeit der „echten“ Fotografie immer mehr verwässert. Ich versuche in meiner Arbeit, wenn es irgendwie geht, die Idee der Wahrheit und der Wirklichkeit beizubehalten!

Ausbildung

  • 1980 | Studium als Dipl.-Designer für Fotografie, Fachhochschule Dortmund (DE) 1966 | Meisterprüfung, Hamburg (DE)
  • 1961 | Gesellenprüfung, Hannover (DE)
  • 1958–61 | Ausbildung zum Fotografen, Fotostudio Klaus Berger, Hannover (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • 2002 | Seminar für Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis zur „Vermittlung von Theaterfotografie“, Hildesheim (DE)
  • 1998–2000 | Meisterkurs Fotografen-Handwerk, „Portraitfotografie“, Düsseldorf (DE)
  • 1994 | Meister-Vorbereitungskurs, Weil im Dorf (DE)
  • 1990 | Lehrauftrag im Fachbereich Design, „Mode-Photographie aus der Praxis“, Hannover (DE)
  • 1990 | Lehrauftrag „Werbe-/Modefotografie“, Fachhochschule Dortmund (DE)
  • 1989 | Lehrauftrag, „Fotografie/Mode-Werbe-Fotografie“, Fachhochschule Dortmund (DE)
  • 1988 | Lehrauftrag, „Werbefotografie“, Fachhochschule Dortmund (DE)
  • 1984 | Lehrgang, „Einführung in die Technik des Bildjournalismus“, Bergische Universität-Gesamthochschule Wuppertal (DE)
  • 1981–87 | Bundesinnungsmeister des Centralverbandes Deutscher Photographen, Düsseldorf (DE)
  • 1980 | Lehrauftrag, „Szenische Fotografie in der Werbung“, Fachhochschule Bielefeld (DE)
  • 1979–99 | Fotograf, Niedersächsische Staatstheater, Hannover (DE)
  • 1972–91| Kurator, Photogalerie spectrum, Hannover (DE)
  • 1966–2006 | Selbstständigkeit und Ausbildungsbetrieb, Hannover (DE)
  • 1961–1966 | Bildjournalist, Hannoversche Presse, Hannover (DE)

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2001 | Victor – Grand Prix der Fotografie für das Lebenswerk durch die Association of Independent Professional Photographers (PPofE bzw. EAP), Internationales Festival für Fotografie, Belgrad (SRB)
  • 1992 | Europäischer Porträtfotograf des Jahres des Kodak European Gold Awards, Wien (AT)
  • 1985 | Niedersächsischer Staatspreis für das gestaltende Handwerk, Hannover (DE)
  • 1983 | Goldmedaille, Triennale Le théâtre dans l’art photographie, Novi Sad (SRB)
  • 1964 | Goldmedaille, Photo 64 / Landesgewerbeamt Stuttgart, Stuttgart (DE)
  • 1961 | Bundessieger im Praktischen Leistungswettbewerb der Deutschen Handwerksjugend, Hannover (DE)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • 2022 | Sprengel Museum, Hannover (DE)
  • 2015 | Museum für Photographie, Braunschweig (DE)
  • 2014 | Museum für Photographie, Braunschweig (DE)
  • 2009–2010 | Stadtmuseum, München/ Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg/ Von der Heydt-Museum, Wuppertal/ Museum der bildenden Künste, Leipzig (DE)
  • 2005 | Theatermuseum, Hannover (DE)
  • 2004 | Handwerksform, Hannover (DE)
  • 2002 | Haus der Fotografie, Hannover (DE)
  • 2000 | Fabrik Heeder, Krefeld (DE)
  • 1998 | Nationalmuseum (Nationale Sammlung für Fotografie), Peking (CHN)
  • 1998 | Museum of Contemporary Art, Belgrad (SRB)
  • 1991 | Staatlicher Kunstfonds, Moskau (RUS)
  • 1987 | Kunstverein, Eislingen (DE)
  • 1984 | Karl Ernst Osthausen Museum, Hagen (DE)
  • 1883 | Triennale Le théâtre dans l'art photographie, Novi Sad (SRB)
  • 1980 | Foto-Galerie der Landesbildstelle, Hamburg (DE)
  • 1979 | Stadtmuseum, München (DE)
  • 1977 | Galerie Spectrum, Barcelona (ES)
  • 1976 | Galerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie, Köln (DE)
  • 1976 | Congress Centrum, Hamburg (DE)
  • 1976 | Kunstverein, Hamburg (DE)
  • 1976| Foto-Galerie der Landesbildstelle, Hamburg (DE)
  • 1975 | Württembergischer Kunstverein, Stuttgart (DE)
  • 1975 | Galeria Il Diaframma, Mailand (IT)
  • 1975 | Industrieform, Essen (DE)
  • 1975 | Handwerksform, Hannover (DE)
  • 1972 | Galerie Spectrum, Hannover (DE)
  • 1971 | Landesgewerbeamt, Stuttgart (DE)
  • 1970 | Landesgewerbeamt, Stuttgart (DE)
  • 1970 | Marktgalerie, Hannover (DE)
  • 1970 | NDR-Funkhaus, Hannover (DE)
  • 1969 | Städtische Galerie KUBUS, Hannover (DE)
  • 1967 | Landesgewerbeamt, Stuttgart (DE)
  • 1964 | Landesgewerbeamt, Stuttgart (DE)
  • Publikationen
  • 2006 | mit Weber-Ploemacher, Anne; Zeyen, Tigo, 100 Hannoversche Köpfe, CW Niemeyer Hameln (DE)
  • 2003 | Verrückt nach Ilten. Klinikum Wahrendorff, Wara-Psychiatrie-Verlag Sehnde (DE)
  • 2000 | Reise in die Nacht. Fotografien zur Performance von Harald Weiss, Niedersächsische Lottostiftung Hannover (DE)
  • 1990 | Photo-Portraits aus Hannover, Fackelträger Verlag Hannover (DE)
  • 1989 | Tänzer-Portraits. Photographien vom Ballett der Niedersächsischen Staatsoper Hannover, EA Quensen Lamspringe (DE)
  • 1983 | Kurz vor der Schmerzgrenze, Stern Magazin (30), S. 20–34 (DE)
  • 1970 | Experiment Strassenkunst Hannover. Der Anfang, o.V. Hannover (DE)

Persönliche Website

http://gieselarchiv.de

Arbeiten

Joachim Giesel | Grenzland–Niemandsland (1965–1989)

Joachim Giesel | Grenzland–Niemandsland (1965–1989)

Kurz vor der Schmerzgrenze war der Titel des Beitrages der 20. Ausgabe des Stern 1983, der acht Fotografien von Joachim Giesel zeigte. Zwischen 1965 und 1989 reiste der Fotograf immer wieder an die innerdeutsche Grenze, in das sogenannte Zonenrandgebiet. Dort dokumentierte er aus westdeutscher Sicht in einer Vielzahl von Aufnahmen das Aussterben einst besiedelter Gebiete. So zeigen die Motive verfallene Gutshöfe, stillgelegte Gleise, von Unkraut übersäte Felder, gesperrte Straßen, geschlossene Fährhäfen sowie Wachposten, Zäune, Grenzen und Grenzübergänge. Giesel hielt in seinen Fotografien das Veröden einst bestehender Verbindungen fest: landschaftlich wie politisch. (Text: Rickie Lynne Giesel)

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Foto / Video

Joachim Giesel | Fassaden (1975)

Joachim Giesel | Fassaden (1975)

Im Jahr 1975 bereiste Joachim Giesel Mexiko und besuchte dort das Fischerdorf Progreso an der Nordküste der Provinz Yucatán. Fasziniert von den bunten und vielseitigen Häuserfassaden der Stadt, hielt Giesel diese fotografisch fest. Für seine Serie „Fassaden“ wählte der Fotograf unüblicherweise den Farbfilm, um das breite Farbspektrum der in warmen Türkis-, Blau- und Rottönen gehaltenen Häuserfronten festzuhalten. Er stellte sich stets frontal vor die Fassaden und fotografierte diese aus der Zentralperspektive. Das Dorf scheint leergefegt zu sein, auf den Straßen ist kein Mensch weit und breit zu sehen. Dennoch deuten ein abgestelltes Fahrrad und ein streunender Hund auf die menschliche Existenz im Dorf hin. (Text: Katrin Kaiser)

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Foto / Video

Joachim Giesel | Verrückt nach Ilten (2003)

Joachim Giesel | Verrückt nach Ilten (2003)

Joachim Giesel fotografierte die Serie „Verrückt nach Ilten“ in der Psychiatrie Wahrendorff in Ilten, ganz in der Nähe seiner Heimatstadt Hannover. Die 76 entstandenen Schwarz-Weiß-Porträts von den Patient*innen und Mitarbeiter*innen wurden in der gleichnamigen Publikation im Jahr 2003 veröffentlicht. Giesel gibt einen Einblick in die persönliche Umgebung der Porträtierten und lässt sie die Fotografien selbst unterzeichnen und schafft so einen Raum, in dem sich die Porträtierten selbst inszenieren können. Mit den Fotografien unternimmt er den Versuch, die Menschen, die in Psychiatrien leben und von der Gesellschaft ausgeschlossen und verborgen sind, als Individuen mit eigenen Fähigkeiten und Hobbys sichtbar machen. (Text: Farina Kolbe)

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Foto / Video

Joachim Giesel | Der Mensch in der Gruppe (1970–1979)

Joachim Giesel | Der Mensch in der Gruppe (1970–1979)

Zwischen 1970 und 1979 schafft Joachim Giesel die Serie „Der Mensch in der Gruppe“, die aus über 100 Gruppenporträts besteht. Dabei interessieren ihn sowohl individuelle als auch soziale Eigenschaften, welche Menschen in einer Gruppe zusammenkommen lassen – seien es Beruf, Glaube oder Hobbys, aber auch sexuelle Orientierung oder soziale Stigmatisierung. Seine Gruppenporträts sind gleichermaßen eine sozialfotografische Dokumentation wie soziologische Studie der westdeutschen Gesellschaft der 1970er Jahre. Giesel stellt sich bewusst in die Tradition von August Sander und seinen Menschen des 20. Jahrhunderts. Bei Giesels Mensch in der Gruppe hingegen steht nicht die Zugehörigkeit des Menschen zu einer „Klasse“ oder zu einem „Stand“ im Fokus, sondern der Mensch als soziales Wesen. (Rickie Lynne Giesel)

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Foto / Video