Über

Nach Abschluss meines Bachelorstudiums der Kunstgeschichte und der Buchwissenschaft in Erlangen absolvierte ich im Anschluss nach langer Zeit als Autodidakt meinen Master in Fotografie am Royal College of Art und arbeite nun freischaffend. Derzeit lebe und arbeite ich überwiegend in Bayern.

Statement

Meine Arbeit beschäftigt sich vorwiegend mit Bewusstseinsphänomenen und existenziellen Fragen. Dabei erwachsen meine Bilder zumeist aus einem autobiographischen Kontext und driften dann ins Surreale, Fantastische und Groteske ab. Indem ich Erinnerung, Erfahrung und Imagination miteinander verwebe, schaffe ich Narrativen mit mehreren Bedeutungsebenen, die einer instinktiven Ikonographie unterliegen. Innerhalb meiner künstlerischen Praxis verstehe ich den Prozess des Fotografierens als einen performativen und fruchtbaren Akt. Das daraus resultierende Bild sehe ich zugleich als Kind des Künstlers und als neue Dimension, die es zu erforschen gilt. Die Überlagerung von innerer und äußerer Realität, von Licht und Dunkelheit, ist hierbei essenziell. Experiment und Spiel verbindet diese Elemente. Durch diesen Prozess setze ich persönliche Erfahrungen mit der kollektiven Geschichte in Beziehung und versuche, daraus ein neues Verständnis zu generieren.

Ausbildung

  • 2017–2019 | "MA Photography", Royal College of Art, London (UK)
  • 2016–2017 | "Kunst- und Bildgeschichte", Humboldt-Universität, Berlin (DE)
  • 2011–2015 | "Kunstgeschichte und Buchwissenschaft", Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen (DE)

Institution (Berufserfahrung)

  • 2021 | Visiting Lecture, University of Europe, Berlin/Hamburg (DE)
  • 2021 | Visiting Lecture, Arts University Bournemouth (UK)
  • 2021 | Visiting Lecture, University of Brighton (UK)
  • 2020 | Visiting Lecture, Bauhaus-Universität, Weimar (DE)
  • 2019 | Symposium, London College of Communication (UK)
  • 2019 | Visiting Lecture, Corpus Christi College, Oxford (UK)

Ausgewählte Auszeichnungen

  • 2021 | Stipendienprogramm des Freistaats Bayern (DE)
  • 2021 | 2. Platz, BJP International Photography Award (UK)
  • 2021 | Finalist, Hellerau Photography Award (DE)
  • 2020 | 2. Platz, Sony World Photography Awards (UK)
  • 2020 | Nominiert, FOAM Paul Huf Award (NL)
  • 2020 | Camera Work Award, PR2 (IT)
  • 2020 | Finalist, HSBC Prix pour la Photographie (FR)
  • 2020 | Rezipient, a-n Time Space Money Bursary (UK)
  • 2020 | Finalist, Encontros Da Imagem – Emergentes (PT)
  • 2020 | Finalist, The Aftermath Project Grant (US)
  • 2019 | Finalist und Juryfavorit, Le Bal Award for Young Creation (FR)
  • 2019 | Bloomberg New Contemporaries (UK)
  • 2019 | Ginnel Foto Award (UK)
  • 2019 | 1. Platz, The Association of Photographers Student Awards (UK)
  • 2019 | Magenta Flash Forward, Magenta Foundation (CA)

Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen

  • Ausstellungen / Exhibitions
  • 2021 | Photo Vogue Festival, Milan (IT)
  • 2021 | Encontros da Imagem, Braga (PT)
  • 2021 | Photoville, New York (US)
  • 2021 | International Photo Festival, Leiden (NL)
  • 2021 | AFF Galerie, Berlin (DE)
  • 2021 | Palácio das Artes, Belo Horizonte (BR)
  • 2021 | Technische Sammlungen, Dresden (DE)
  • 2021 | Format Photography Festival, Derby (UK)
  • 2021 | Künstlerhaus, Dortmund (DE)
  • 2020 | Photo Open Up, Padua (IT)
  • 2020 | Palazzo Rasponi 2, Ravenna (IT)
  • 2020 | Rugby Art Gallery and Museum (UK)
  • 2020 | Seen Fifteen Gallery, London (UK)
  • 2020 | Sony Imaging Gallery, Tokio (JP)
  • 2020 | Borough Road Gallery, London (UK)
  • 2020 | South London Gallery, London (UK)
  • 2019 | Leeds Art Gallery, Leeds (UK)
  • 2019 | Take Courage Gallery, London (UK)
  • 2019 | Royal College of Art, London (UK)
  • 2019 | Tate Modern, London (UK)
  • 2019 | Coningsby Gallery, London (UK)
  • 2019 | Bow Arts, London (UK)
  • 2018 | Les Rencontres de la Photographie, Arles (FR)
  • 2017 | Photofestival Lodz (PL)
  • Publikationenn / Publications
  • 2021 | Augury (with Teri Varhol), Antics Publications (US/CO)
  • 2021 | Animals: Photographs that make you think, Henry Carroll, Abrams Books (UK)
  • 2021 | Primal Sight, Gnomic Book, Ed. Efrem Zelony-Mindell (US)
  • 2021 | The Journal of Grievances, Vol. 4: Collected Tales, Antics Publications (US/CO)
  • 2020 | The Journal of Grievances, Vol. 2: All my Souvenirs, Antics Publications (US/CO)
  • 2019 | On Death, Kris Graves Projects (US)

Persönliche Website

https://elenahelfrecht.com

Arbeiten

Elena Helfrecht | Plexus (2018 – heute)

Elena Helfrecht | Plexus (2018 – heute)

»Plexus« beschäftigt sich mit vererbtem Trauma und Postmemory, wobei ich spezifisch den Einfluss der Familie auf psychologische und kulturelle Prozesse innerhalb der Geschichte untersuche. Hierzu nutze ich die Architektur und das Interieur meines Familienanwesens in Bayern als Bühne und Darsteller eines allegorischen Theaterstücks. Indem ich die Lücken in der fragmentarischen Geschichte meiner weiblichen Blutlinie mit Träumen, Symbolen und Assoziationen fülle, konstruiere ich eine parabolische Narrative, die über persönliche und nationale Grenzen hinausgeht. Die Objekte und Räume des Hauses schlagen eine Brücke zwischen dem Jetzt und Damals, welche die vielschichtigen psychologischen Mechanismen dahinter greifbar macht. Durch das gesamte Bildwerk zieht sich meine figurative Suche nach scheinbar ähnlichen Mustern im Wandteppich der Weltgeschichte, welche parallel zur Wiederholung von Denk- und Verhaltensmustern innerhalb der Familie verläuft: Makro- und Mikrokosmos sind untrennbar miteinander verwoben. Diese modellhafte Auseinandersetzung mit einer vier Generationen umspannenden Geschichte soll eine kritische Hinterfragung der eigenen Identität anstoßen, die einen fruchtbaren Boden für eine detaillierte Untersuchung von Psychologie, Krieg, Geschichte und Gegenwart eröffnen kann.

Format:

Foto / Video

Elena Helfrecht | Unternächte (2018 – heute)

Elena Helfrecht | Unternächte (2018 – heute)

»Unternächte« nannte meine Groß- und Urgroßmutter die dunkelste Zeit des Jahres, zwischen Wintersonnenwende und Dreikönigstag – eine Zeit, die in anderen Teilen Süddeutschlands und Österreichs auch als »Rauhnächte« bekannt ist. Sie umfasst die letzten sechs Nächte des alten und die ersten sechs Nächte des neuen Jahres, wobei keine dieser Nächte zum einen oder zum anderen gezählt wird: Ein zeitloses Vakuum, in dem Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Gut und Böse aufeinandertreffen, und das Tor zur Unterwelt offen steht. Jene Zeit, wenn das Alte noch nicht vollkommen vergangen ist, aber das Neue sich noch nicht auferstanden ist, gilt als gefährlich und kathartisch, und die Menschen bedienen sich verschiedener Bräuche und Traditionen, um einen sicheren Übergang vom alten Chaos in die neue Ordnung zu gewährleisten. Zwischen den Jahren ruht die Arbeit, und die Generationen rücken enger um das Feuer, um sich die Dunkelheit mit Anekdoten und Legenden vom Leib zu halten. Die Geschichten, die in dieser Zeit erzählt wurden, dienen noch immer als Warnung und Lehre. Die »Unternächte« markieren das Ende und den Neuanfang des Sonnenkreislaufes und fungieren als Allegorie auf das Leben, sie stellen eine Erinnerung an die Vergänglichkeit und eine Zeit der Introspektion dar. Rituale und Magie gelten in jenen Nächten als äußerst wirksam und Weissagungen als besonders präzise. Besonders die Frauen in meiner Familie praktizierten diese Bräuche und deuteten ihre Träume, um einen Blick in das neue Jahr zu erhaschen und für die Sicherheit der Familie zu sorgen. Als alljährliches Ritual gehe ich mit meiner Kamera in jenen Nächten auf die Jagd und versuche, die besondere Atmosphäre dieser Zeit greifbar zu machen und die althergebrachten Mythen und Bräuche einzufangen, während ich mich mit Vergangenheit, Zukunft, Kindheit und Tod auseinandersetze. In den Bildern möchte ich über eine einfache Dokumentation hinausgehen und erweitere die Mythen und Legenden meiner Kindheit ganz in deren Sinne, um eine größere Essenz greifbar zu machen. Lokale Traditionen, Familiengeschichte und Erfahrungen werden in Träume und Imagination eingebettet, um den Kreis zu schließen.

Format:

Foto / Video